„Wir werden keine Produktionssteigerung akzeptieren“

GM-Arbeiter in Mexiko diskutieren über Streik in den USA

Am 16. September nahmen etwa 35 Autoarbeiter des Montagewerks Silao von General Motors (GM) in Zentralmexiko an einer Versammlung teil. Es ging um den Austritt aus ihrer unternehmerfreundlichen Gewerkschaft und um die Frage, wie die mexikanischen Autoarbeiter auf den Streik von 46.000 US-amerikanischen GM-Arbeitern reagieren sollten, der in der Nacht zu diesem Montag begonnen hatte.

Der Arbeiter, der das Treffen leitete, sprach anschließend mit dem Autoworker Newsletter der World Socialist Web Site. Er sagte: „Wir haben die Arbeiter über die Situation in den Vereinigten Staaten informiert und waren uns alle einig, dass wir keine Produktionssteigerung akzeptieren werden. Tatsächlich sagte unser Anwalt dazu, dass wir nicht verpflichtet seien, Überstunden zu leisten, und wenn etwas passiere [im Sinne von Strafmaßnahmen], dann sollten wir uns weigern, irgendwelche Papiere zu unterschreiben.“

Dann forderte er die amerikanischen Kollegen auf: „Haltet uns auf dem Laufenden, und wir werden die Leute hier informieren, um eine Entscheidung herbeizuführen. Jetzt schon gibt es Unterstützung im Betrieb, und wir müssen einfach weiter kämpfen. Wenn uns mehr Kollegen unterstützen, werden wir vorankommen.“

General Motors, der größte US-amerikanische Autokonzern und der führende Autobauer in Mexiko, schikaniert die Arbeiter in Silao seit Wochen und schüchtert sie ein, um die Produktion im Hinblick auf den Streik in den Vereinigten Staaten hochzufahren.

Silao-Arbeiter berichteten empört, dass die Direktion Blutproben unter dem Vorwand, den Bleigehalt festzustellen, angeordnet habe, und diese anschließend als Drogentest auslegte. Sie versuchte, damit die Entlassung militanter Arbeiter zu rechtfertigen, ohne dass überhaupt konkrete Ergebnisse vorgewiesen wurden. Außerdem sind schlecht bezahlte Überstunden angeordnet worden, und die Arbeiter wurden angewiesen, „wegen erschwerter Bedingungen“ früher anzufangen. Auch wurde Arbeitern verboten, ihren Rucksack in die Montagehalle mitzunehmen.

Die Versammlung vom Montag musste mehrere Hindernisse überwinden, sagte der Arbeiter, der jedoch auch darauf hinwies, dass die Kollegen wegen des Streiks in den USA neues Vertrauen gefasst hätten. Er berichtete: „Auf Facebook hat jemand in einem Statement behauptet, das Ereignis sei abgesagt worden.“ Auch seien mehrere Arbeiter „aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, gar nicht gekommen“. Andere äußerten den Verdacht, ein „Schnüffler“ oder Spitzel könnte bei dem Treffen anwesend sei.

„Aber wir kämpfen weiter. Wir werden keine Manöver des Werks oder der Gewerkschaft akzeptieren. Wir haben in unsern Gruppen im Ganzen etwa 200 bis 300 Leute, und wenn wir 500 oder 1.000 erreichen, dann können wir den Betrieb stilllegen. Im Moment haben wir uns darauf geeinigt, dass die Werksleitung uns keine Gewerkschaftsbeiträge mehr vom Lohn abziehen darf. Wir verlangen von der Gewerkschaft, dass sie uns über ihre Kontoführung seit 2009, als sie die Kontrolle übernahm, Rechenschaft ablegen muss. Sie müssen uns erklären, was sie mit dem ganzen Geld in über neun Jahren gemacht haben.“

Diese mutigen Aktionen sind – wie der Autostreik in den Vereinigten Staaten, der Streik von 10.000 GM-Arbeitern in Südkorea und die Massenproteste in Hongkong, Puerto Rico und Frankreich – Ausdruck eines objektiven Aufschwungs im Klassenkampf. Sie belegen den internationalen Charakter der Arbeiterklasse, die gemeinsam gegen das globalisierte Kapital kämpfen muss.

Wie in den Vereinigten Staaten, wo die Trump-Regierung direkt in die Gespräche eingegriffen hat, um den Streik zu beenden, hat auch in Mexiko die herrschende Klasse große Angst, dass sich der Streik ausdehnen könnte. Dies spiegelt sich in der notorisch wirtschaftsfreundlichen Zeitschrift El Universal wider, die am Dienstag warnte, der Streik werde sich auf die Autoteile-Zulieferschwerpunkte in den USA auswirken, was „die Produktionsstätten in Kanada und Mexiko betreffen“ werde.

„Bis jetzt“, schreibt El Universal nervös, „arbeiten die mexikanischen GM-Werke in Ramos Arizpe, San Luis Potosí, Silao und Toluca noch normal, und sie haben genügend Komponenten auf Lager, um weiterhin Fahrzeuge zu produzieren.“ Einen ähnlichen Bericht brachte am Dienstag El Financiero.

Tausende Autoarbeiter in Mexiko, Brasilien und weltweit verfolgen den Streik in den Vereinigten Staaten aufmerksam, und Hunderte von ihnen teilen die Berichte und bringen ihre Unterstützung zum Ausdruck. Ein Arbeiter aus Silao kommentierte zum Beispiel einen WSWS-Bericht: „Endlich unternimmt jemand etwas gegen die Ungerechtigkeit der schlechten Bezahlung in den Konzernen.“

Am Dienstag reagierte Raziel, ein GM-Arbeiter in Silao, sofort auf einen Firmen-„Troll“, der in einem Facebook-Text amerikanische Arbeiter beleidigt und behauptet hatte, GM werde neue Werke in Mexiko eröffnen. „Was nützen noch mehr Montagewerke, wenn sie bloß derart schlecht bezahlte Jobs mit brutal langen Arbeitszeiten bieten?“ schrieb Raziel. „Schuld sind die korrupten Gewerkschaften.“

Mehrere Arbeiter haben über den WSWS Autoworker Newsletter weitere Informationen über den Streik angefordert. Ein Arbeiter aus dem mexikanischen GM-Montagewerk in San Luis Potosí fragte (in Bezug auf das Streikgeld): „Wie lange wird der Streik eurer Meinung nach dauern? 250 Dollar pro Woche sind wirklich nicht viel.“

Der Silao-Komplex beschäftigt über 6.000 Arbeiter, die den Chevrolet Silverado und den GMC Sierra montieren. Diese Pick-Ups werden auch in Fort Wayne (Indiana) und Flint (Michigan) produziert, wo sich mehrere Arbeiter den WSWS-Reportern gegenüber voller Respekt für die mutige Solidarität der mexikanischen Autoarbeiter geäußert haben.

Diese Kommunikationskanäle müssen konsolidiert und weiter ausgebaut werden, damit die Arbeiter, wie die Kollegen in Silao, schnell auf internationaler Ebene auf Ereignisse in den Werken reagieren können. Dies kann nur funktionieren, wenn es außerhalb der Kontrolle der Gewerkschaften und des gesamten politischen Establishments geschieht, denn sie tun alles, um einen echten internationalen Kampf zu verhindern.

Die amerikanische Autogewerkschaft UAW rief erst zum Streik auf, als sie eingestehen musste, dass sie nicht in der Lage sei, einen Ausbruch des Kampfs zu verhindern. Die Arbeiter brauchen neue Organisationen, die nicht national verankert sind, und die die sozialen Rechte der Arbeiter nicht den Profitinteressen des Kapitals unterordnen.

Dazu ist es notwendig, ein Netzwerk demokratisch gewählter Aktionskomitees aufzubauen, um die Arbeitskämpfe über alle Grenzen hinweg zu vereinen. Um immer neue Zugeständnisse, Werksschließungen, Kürzungen und Angriffe auf demokratische Rechte zu verhindern, muss der Kampf auf alle Konzerne und alle wichtigen Teile der Arbeiterklasse ausgedehnt werden.

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