48-Stunden-Streik der Lufthansa-Flugbegleiter

Seit gestern früh streiken mehrere Tausend Lufthansa-Flugbegleiter zwei Tage lang für bessere Löhne und vernünftige Arbeitsbedingungen. Zum Arbeitskampf aufgerufen hat die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo). Der Versuch des Lufthansa-Managements, den Streik auf juristischem Weg zu stoppen, scheiterte am Mittwochabend in zweiter Instanz.

Der 48-Stunden-Streik begann in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 0:00 Uhr und wird bis Freitag 24:00 Uhr fortgesetzt. Die Forderungen der rund 21.000 Stewards und Stewardessen lauten: Erhöhung der Spesen um 10 Euro pro Tag in zwei Schritten, verbesserte Zulagen für die Purser, sowie ein besserer Zugang zu regulären Arbeitsverhältnissen. Der Streik zwingt Lufthansa dazu, 1300 Flüge zu stornieren, wodurch etwa 180.000 Passagiere betroffen sind, denen der Konzern nun die Umbuchung auf andere Flüge, alternative ICE-Verbindungen oder eine Entschädigung verschaffen muss.

Lufthansa versuchte, den Streik in letzter Minute juristisch zu stoppen. Am Mittwochmorgen beantragte der Konzern vor dem Frankfurter Arbeitsgericht eine einstweilige Verfügung gegen Arbeitskampfmaßnahmen. Damit war auch eine Klage verbunden, die sich persönlich gegen die zwei neuen Ufo-Vorsitzenden richtete und forderte, ihnen Ordnungshaft und Schadenersatz in Millionenhöhe anzudrohen.

Der Konzern scheiterte jedoch mit seiner Klage. Die Vorsitzende Richterin kam zum Schluss, der Streikbeschluss sei gültig, da die Tarifverträge korrekt gekündigt worden waren. An der Tariffähigkeit der Gewerkschaft gebe es keine Zweifel. Das Management zog noch am selben Tag weiter vor das hessische Landesarbeitsgericht, wo ihre einstweilige Verfügung gegen den Streik jedoch in zweiter Instanz ebenfalls scheiterte.

Das Lufthansa-Management und besonders der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr weigern sich, Ufo als Vertretung des Kabinenpersonals anzuerkennen. Sie stehen in Verhandlung mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die in engster Verbindung mit der Konzernleitung steht, aber unter den Flugbegleitern wenig Einfluss hat, während Ufo nach eigenen Angaben in der Lufthansa-Kabine über zehntausend Mitglieder hat. Ufo geht es bei dem Streik in erster Linie darum, ihre Anerkennung durch Lufthansa als tariffähige Gewerkschaft zu erzwingen.

Lufthansa hat gleichzeitig mit dem Versuch, die Streiks juristisch zu stoppen, ein Gesprächsangebot für Mittwochabend veröffentlicht, an dem außer Ufo auch Verdi sowie eine neue Organisation namens Cabin Union teilnehmen sollten. Nachdem dieses Gespräch gescheitert war, und während die Streiks schon stattfanden, ließ Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstagmorgen mitteilen, dass Lufthansa eine Schlichtung anstrebe. Um die Modalitäten dafür auszuloten, sollen am Wochenende Gespräche mit Verdi, Ufo und Cabin Union stattfinden.

Die Flugbegleiter haben in einer Urabstimmung Arbeitskampfmaßnahmen bis hin zu unbefristeten Streiks mit großer Mehrheit von 86,9 Prozent sanktioniert. Der Grund ist die tiefe Unzufriedenheit damit, dass ihr Beruf mehr und mehr zum schlecht bezahlten Knochenjob verkommt. In dem letzten Tarifvertrag wurde für die Kabine ein zweigleisiger Berufsweg eingeführt, der für sehr viele Flugbegleiter die Bedingungen verschlechtert hat.

Der Arbeitskampf, der sich in die wachsende Radikalisierung der Arbeiterklasse weltweit einreiht, benötigt jedoch dringend eine neue Perspektive und politische Führung. Nicht nur Verdi, auch Ufo ist in keiner Weise in der Lage, die Interessen der Lufthansa-Beschäftigten durchzusetzen. Vor 27 Jahren aus der Wut und Unzufriedenheit über Verdi geboren, stellt auch Ufo, wie alle andern Spartengewerkschaften, keine grundsätzlich Alternative dar.

Ufo hat den Tarifvertrag, der vor drei Jahren die Zweiteilung in der Kabine eingeführt hat, gemeinsam mit Lufthansa ausgearbeitet und sich damit gebrüstet, dass damit zehn Prozent der Personalkosten eingespart würden. Auch bei dem jetzigen Streik zeigt sich die große Bereitschaft von Ufo, mit Lufthansa rasch ins Einvernehmen zu kommen.

Am Mittwochmorgen hatte die Ufo-Vorsitzenden Sylvia de la Cruz das Gesprächsangebot von Lufthansa zunächst begrüßt und die Teilnahme der Ufo zugesagt. Dies wurde erst im Lauf des Mittwochs revidiert, als die Arbeitsgerichte den Streik für legitim erklärten. Sobald Lufthansa dann am Donnerstagmorgen die Schlichtung ankündigte, sagte Ufo zu und verzichtete darauf, den Streik am Freitag wie angekündigt auf Eurowings auszuweiten. Zuvor hatte die Gewerkschaft damit gedroht, den Ausstand auf bis zu vier weitere, zum Lufthansa-Konzern gehörende Airlines auszuweiten.

Die World Socialist Web Site, die Sozialistische Gleichheitspartei und alle Sektionen der Vierten Internationale treten dafür ein, dass sowohl die Kabinenbeschäftigten wie alle Arbeiterinnen und Arbeiter eigene Aktionskomitees aufbauen. Diese müssen auf der Grundlage eines internationalen sozialistischen Programms Kontakt zu den Piloten, dem Bodenpersonal und allen Beschäftigen von Lufthansa sowie der anderen Fluggesellschaften aufnehmen. Nur in einem gemeinsamen Arbeitskampf unter sozialistischer Perspektive können die Rechte und Errungenschaften der Arbeiterklasse verteidigt werden.

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