Am Mittag des 30. Januar griff der rechtsradikale Professor Jörg Baberowski den Abgeordneten des Studierendenparlaments (StuPa) an der Humboldt-Universität, Sven Wurm, tätlich an. Zuvor hatte Wurm den Professor dabei ertappt, wie dieser zahlreiche Wahlplakate der Studierendengruppe von einem schwarzen Brett riss und vernichtete. Das aggressive Auftreten des Rechtsextremisten ist auf einem Video festgehalten.
Sven Wurm ist Sprecher der Hochschulgruppe der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) an der HU und war deren Spitzenkandidat für die StuPa-Wahlen, die am gleichen Tag stattfanden. Zusammen mit einem Kommilitonen war er gerade dabei, Flugblätter für die Wahlen zu verteilen, als der Übergriff stattfand.
Auf dem Video ist deutlich zu sehen, wie Baberowski in das Treppenhaus eines Seitenflügels des HU-Hauptgebäudes tritt und schon zahlreiche zerstörte Plakate der IYSSE in seinen Händen hält. Er geht zu einem schwarzen Brett, an dem Studierende Plakate und Bekanntmachungen aufhängen, und reißt von dort sechs weitere Wahlplakate der IYSSE ab. Sie tragen Slogans wie „Stoppt die rechten Angriffe auf kritische Studierende“, „Nein zur Verharmlosung der Nazi-Verbrechen an der HU“ sowie „Sozialisten ins StuPa“.
Als Baberowski bemerkt, dass sein Vandalismus gefilmt wird und Wurm ihn fragt, weshalb er die Plakate abreißt, wird der Professor gewalttätig. „Sie filmen mich nicht“, schreit er Wurm an, der an dem Geschichtsinstitut studiert, an dem Baberowski seinen Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte innehat. Dann holt Baberowski aus und schlägt Wurm mit Gewalt das Telefon aus der Hand.
Ein Kommilitone stellt sich zwischen Wurm und Baberowski und versucht, den Professor zu beruhigen. „Soll ich dir was in die Fresse hauen?“, droht Baberowski daraufhin mit erhobener Faust. Wurm bittet Baberowski, die Angriffe zu unterlassen, worauf Baberowski entgegnet: „Sie verschwinden jetzt, aber ganz schnell. Noch einen Schritt weiter, Freundchen!“ Anschließend verlässt Baberowski rasch den Tatort. All das ist nicht nur auf dem Video festgehalten, es wurde gegenüber der WSWS auch von etlichen Anwesenden bezeugt.
Baberowskis Vandalismus, seine vulgären Drohungen und sein tätlicher Angriff stellen eine ernste Behinderung des Wahlkampfs der IYSSE zum Studierendenparlament dar. Die Plakate der Studierendenorganisation werden seit langem systematisch abgerissen und ihre Arbeit behindert. Nun zeigt sich, dass mit Baberowski ein Mitarbeiter der Universität direkt daran beteiligt ist.
Baberowskis Vorgehen ist nicht nur ein Angriff auf die demokratischen Grundrechte der Studierenden und die Autonomie der studentischen Selbstverwaltung, es ist auch in mehrfacher Hinsicht kriminell. Neben der Sachbeschädigung versucht er durch Körperverletzung und Nötigung die Studierenden daran zu hindern, Werbung für ihre Liste bei den StuPa-Wahlen zu machen.
„Baberowski war außer Kontrolle“, erklärte Wurm gegenüber der WSWS. „Mit seinem Angriff auf mich hat er sein anhaltendes Vorgehen gegen politische Gegner weiter eskaliert. Er agiert nicht mehr nur als rechter Ideologe und Nazi-Apologet, sondern direkt als rechtsextremer Aktivist und Gewalttäter. Er will jeden unterdrücken und vom Campus werfen, der seine rechtsradikale Agenda kritisiert.“
Tatsächlich ist Baberowski schon lange für seine Hetze gegen Flüchtlinge, die Verherrlichung militärischer Gewalt und vor allem für die Verharmlosung der Nazi-Verbrechen bekannt. Im Jahr 2015 gründete er den „Salon Baberowski“ (Die Zeit), in dem sich mindestens halbjährlich alles trifft, was in der neu-rechten Szene Rang und Namen hat. Im Februar 2014 rehabilitierte er im Spiegel den bis dahin wichtigsten Nazi-Apologeten, Ernst Nolte, und fügte als Begründung hinzu: „Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam.“
Im letzten Jahr zeigten bereits zwei Studentinnen anderer StuPa-Listen Baberowki an, weil er sie übel beleidigt hatte. „Auch wir werden die Universitätsleitung über diesen Vorfall informieren und sie auffordern, Disziplinarmaßnahmen gegen den rechtsradikalen Professor einzuleiten“, erklärt Wurm. „Studierende haben das Recht, ihre Wahlen abzuhalten und politisch zu diskutieren, ohne von Universitätsmitarbeitern bedroht und geschlagen zu werden.“