Perspektive

USA: Neue CDC-Leitlinien verfestigen Bidens „Corona-für-immer“-Politik

Am 11. August haben die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) neue Corona-Leitlinien herausgegeben. Die amerikanische Gesundheitsbehörde verzichtet damit weitgehend auf die Empfehlung an exponierte und infizierte Personen, weiterhin Maßnahmen wie Quarantäne, Isolierung und Tests zu befolgen.

Die Änderungen sind die jüngsten in einer langen Reihe von wissenschaftsfeindlichen Maßnahmen der Behörde. Damit verfestigt die Joe-Biden-Regierung ihre „Corona-für-immer“-Politik und zwingt die amerikanische Bevölkerung, mit dem Virus zu leben.

Die CDC-Expertin Greta Massetti, eine Mitverfasserin der neuen Richtlinien, wiederholte in einer Pressekonferenz die Aussage des Weißen Hauses vom Juli und erklärte ausdrücklich: „Covid-19 wird bleiben“.

Die Änderungen kommen inmitten einer monatelangen Welle von vier verschiedenen Omikron-Subvarianten, wobei die gefährlichste BA.5-Subvariante auch die dominierende ist. In den letzten drei Monaten haben sich in den USA im Durchschnitt offiziell mehr als 100.000 Menschen täglich infiziert. Die tatsächliche Zahl liegt zwischen 500.000 und einer Million. Die Zahl der täglichen Todesfälle übersteigt im Sieben-Tage-Durchschnitt erneut 500.

Auch werden praktisch keine Maßnahmen ergriffen, um den beispiellosen, weltweiten Ausbruch der Affenpocken einzudämmen, obwohl sich allein in den USA schon mehr als 11.000 Menschen, darunter mindestens acht Kinder, damit angesteckt haben.

Der Zeitpunkt der CDC-Leitlinien fällt mit dem Beginn des neuen Schuljahrs zusammen. Die Richtlinien sollen eine pseudowissenschaftliche Garantie dafür bieten, dass die Schulen geöffnet bleiben, egal wie groß die Ansteckungswelle ist. Schon im Januar 2021, also vor anderthalb Jahren, nahm Massetti an einer Podiumsdiskussion mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Emily Oster teil, einer der führenden Verfechterinnen der Schulwiedereröffnung, um für offene Schulen zu werben. Damals war die große Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung noch gar nicht geimpft. Nur wenige Tage später hielt Oster eine ähnliche Veranstaltung mit Jay Bhattacharya ab, einem Co-Autor der Great Barrington-Erklärung.

Jetzt empfiehlt die Gesundheitsbehörde, dass sich exponierte Personen nicht mehr in Quarantäne begeben. In den meisten Fällen sei von Kontaktverfolgung und Überwachungstests abzusehen. Die Leitlinien halten zwar noch an der (willkürlich festgelegten) fünftägigen Isolationszeit für infizierte Personen fest, verzichten aber jetzt auf ihre „Testen-um-zu-bleiben“-Empfehlung. (Diese hatte exponierte Schüler ermutigt, in der Schule zu bleiben, solange sie negativ getestet wurden.) Auch diese Empfehlung war von Anfang an unwissenschaftlich. Aber jetzt empfehlen die neuen Richtlinien gefährdeten Schülern weder Tests noch Quarantänemaßnahmen. Stattdessen, so Massetti, sollten exponierte Personen einfach Maske tragen.

Am selben Tag, an dem die Richtlinien veröffentlicht wurden, interviewte Senator Bernie Sanders den Covid-19-Koordinator des Weißen Hauses, Dr. Ashish Jha. Dieser befürwortete das Offenhalten von Schulen mit folgenden Worten: „Wir sollten uns auf ein Schuljahr freuen, in dem jedes Kind in der Schule ist, und zwar den ganzen Tag und das ganze Jahr. Ich denke, wir alle sind dazu in der Lage, und das sollte der einzig akzeptable Standard sein.“ Als Sanders die absurde Behauptung aufstellte: „Kinder sterben nicht an Covid-19“, verzichtete Jha darauf, ihn zu korrigieren.

In Wirklichkeit verzeichneten die CDC im Schuljahr 2021–2022 über 1.000 pädiatrische Todesfälle, verursacht durch Covid-19. Und in diesem Schuljahr gab es in den von der Demokratischen Partei geführten Schulbezirken noch einige, wenn auch minimale, Corona-Schutzmaßnahmen. Allein in diesem Sommer sind offiziell mehr als 200 Kinder an dem Virus gestorben. Noch bevor die Schulen wieder geöffnet wurden, mussten ebenso viele Kinder ins Krankenhaus eingewiesen werden wie auf dem Höhepunkt der Delta-Welle im vergangenen September.

Die CDC-Richtlinien stützen sich auf eine Grundlage, die aus Fehlinformationen, verschwiegenen Tatsachen und offenen Lügen besteht. Im Zentrum steht die Behauptung der Agentur, mit der auch das Weiße Haus übereinstimmt, dass es unnötig sei, die Ausbreitung der Krankheit durch staatliche Schutzmaßnahmen zu unterbinden, weil „die Hilfsmittel“ vorhanden seien, um schwere Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern. Im gesamten Dokument wird der Schwerpunkt allein auf die Verhütung „medizinisch signifikanter“ Erkrankungen gelegt, womit schwere akute Erkrankungen oder Fälle von Long Covid gemeint sind.

Aus den Daten der CDC geht jedoch hervor, dass jede einzelne Infektion als „medizinisch bedeutsam“ eingestuft werden müsste. Die Agentur hat letzte Woche eine Studie veröffentlicht, die die Auswirkungen von Covid-19 auf Kinder nachweist. Daraus geht hervor, dass Kinder, die sich einmal mit Corona infiziert haben, im Folgenden ein wesentlich höheres Risiko haben, lebensbedrohlich zu erkranken. Genannt werden: akute Lungenembolie, Herzmuskelentzündungen und Kardiomyopathie, venöse Thromboembolien, akutes Nierenversagen und Typ-1-Diabetes. Hinzu kommen lähmende Symptome wie Geruchs- und Geschmacksstörungen, Kreislaufproblemen, Müdigkeit und Schmerzen.

Gestützt auf die Zahlen, die die CDC zur Prävalenz von Langzeit-Covid veröffentlicht hatten, erstellte der Regierungsanalyst Stuart Jones eine hypothetische Hochrechnung, die zu folgendem beunruhigenden Ergebnis führte: Bei der derzeitigen Masseninfektionspolitik der Regierung, die „für immer mit Corona leben“ will, werden nach 20 bis 30 Jahren zwischen 70 und 90 Prozent der Bevölkerung an schweren Fällen von Long-Covid leiden und als Invalide gelten.

Was die „Hilfsmittel“ angeht, von denen die Regierung Biden behauptet, dass sie es erlauben, „mit dem Virus zu leben“, – Impfungen und Therapeutika –, so sind diese zunehmend gegen Krankenhauseinweisungen unwirksam, wenn man die wiederholten Masseninfektionen, die schwindende Immunität und das Evolutionspotential des Virus berücksichtigt. Studien haben bereits gezeigt, dass das Virus als Reaktion auf das Virostatikum Paxlovid mutiert. Eine virale Resistenz gegen das Medikament sei „unvermeidlich“, hat der Wissenschaftler Dr. Eric Topol vor kurzem erklärt.

Eine weitere von den CDC im Juli veröffentlichte Studie zeigte, dass die Wirksamkeit von Impfstoffen im Verlauf der beiden Omikron-Wellen im vergangenen Winter und Frühjahr rapide abnahm und deutlich schlechter vor einer Krankenhauseinweisung schützte. Bei Personen, die zwei Dosen erhalten hatten, sank der Schutz vor einer Krankenhauseinweisung von 61 Prozent zur Zeit von Omikron-BA.1, auf 24 Prozent zur Zeit von Omikron-BA.2. Für diejenigen, die eine dritte Impfung erhalten hatten, sank die Wirksamkeit von 85 Prozent auf 52 Prozent. Umso krimineller ist die Tatsache, dass in den neuesten CDC-Leitlinien behauptet wird, zwei Dosen seien ausreichend.

Die CDC und das Weiße Haus sind sich der immensen Gefahr bewusst, die von der viralen Evolution ausgeht. Dabei entstehen neue Varianten, die übertragbarer, immunresistenter oder virulenter sind oder eine Kombination aus diesen drei Eigenschaften erreichen.

Im schon erwähnten Interview mit Bernie Sanders räumte Dr. Jha ein, dass sich „das Virus derzeit sehr schnell weiterentwickelt“, und dass „alle paar Monate Untervarianten, und alle 6–9 Monate neue Hauptvarianten“ entstehen. Er fuhr fort: „Wir aktualisieren unsere Impfstoffe, wir werden in diesem Herbst eine ganz neue Generation von Impfstoffen auf den Markt bringen, die sehr spezifisch auf die derzeitige Variante ausgerichtet sind.“ Dann erwähnte er die Möglichkeit, dass es zu einer Art „Curveball“ (einer beschleunigten, verdrehten Entwicklungskurve) kommen könnte: „(...) ein ernsteres Virus, ein ansteckenderes Virus. Aber ich denke, auf lange Sicht, Herr Senator, werden wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen und die wir ständig aktualisieren und verbessern, in der Lage sein, das Virus zu bekämpfen.“

Das Eingeständnis, dass sich das Virus „sehr schnell weiterentwickelt“, widerlegt die Behauptung, dass die Regierung in der Lage sein werde, „durch aktualisierte Impfstoffe dem Virus einen Schritt voraus zu sein“. Die Impfstoffe, die für die aktuellen Varianten entwickelt werden, werden schon zum Zeitpunkt, wenn sie verteilt werden, gegen neuartige Varianten kaum mehr wirksam sein. In der Zwischenzeit führen die von der Biden-Regierung begünstigten Verhaltensweisen zu einer weiteren schnellen Ausbreitung der Pandemie und beschleunigen so den Prozess der viralen Evolution, der früher oder später einen solchen „Curveball“ hervorbringen wird.

Das gesamte politische Establishment und die bürgerlichen Medien begrüßen die neuen CDC-Leitlinien. Die Gewerkschafts-Präsidentin Randi Weingarten von der Lehrergewerkschaft AFT gab eine Pressemitteilung heraus, in der sie erklärte: „Wir begrüßen diese Leitlinien (…) Covid-19 und andere Viren gibt es immer noch, aber angesichts der zahlreichen Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für neue Maßregelungen.“

Bürgerlichen Kommentatoren zufolge entsprechen die Leitlinien der öffentlichen Meinung und dem Verhalten der Bevölkerung. Aber ein Gesundheitsamt hat die Aufgabe, Empfehlungen zu geben, die wissenschaftlich sind und dem Anspruch der „Krankheitsbekämpfung und Prävention“ entsprechen, auch wenn sie der so genannten öffentlichen Meinung zuwiderlaufen.

Außerdem sind die Verwirrung und die „Pandemiemüdigkeit“ in der Bevölkerung ein direktes Produkt der unaufhörlichen Medienpropaganda und der katastrophalen CDC-Politik selbst. Die CDC haben, um nur ein paar Beispiele zu nennen, die Isolationszeiten für Infizierte verkürzt, um den Bedarf der Unternehmen an Arbeitskräften zu decken, sie haben die graphischen Karten zu den Übertragung in den Kommunen manipuliert und die Maskenpflicht im Öffentlichen Nahverkehr auslaufen lassen.

Die CDC sind ein Instrument der herrschenden Klasse, eng verbunden mit den Demokraten und der Biden-Regierung. Als solches ist die Behörde mittlerweile völlig diskreditiert. Die Formulierungen in ihren Leitlinien und Presseerklärungen stammen direkt aus einer Richtlinie für Öffentlichkeitsarbeit, die das Meinungsforschungsinstitut Impact Research den Politikern zur Verfügung stellte. Für sie sind die Zwischenwahlen wichtiger als die menschliche Gesundheit.

Seit der Omikron-Welle im letzten Winter hat die Biden-Regierung ihre Politik der Schadensbegrenzung aufgegeben und sich der Durchseuchungspolitik angeschlossen, die der faschistische Vorgänger Donald Trump praktizierte. Die Kapitalistenklasse mag zwar taktische Differenzen darüber haben, wie sie ihre Herrschaft am besten aufrechterhalten kann, aber in der Politik der ständigen Masseninfektion und des sozialen Mordes ist sie sich völlig einig. Weltweit setzen fast alle Regierungen außer China die gleiche mörderische Pandemiepolitik durch.

Diese Politiker in den CDC und im Weißen Haus, die solche Entscheidungen treffen, haben ihre Unfähigkeit und Unwilligkeit bewiesen, über die öffentliche Gesundheit zu bestimmen. Auf die „Corona-für-immer“-Politik wird als nächstes eine „Affenpocken-für-immer“-Politik folgen, und darauf eine für jeden anderen künftigen Pandemie-Erreger.

Um diesem Alptraum ein Ende zu setzen, reicht es nicht, einzelne Individuen zu ersetzen, sondern die ganze Klasse, die die Gesellschaft leitet, muss ausgewechselt werden. Die kann nur die Arbeiterklasse, bewaffnet mit einer revolutionären sozialistischen Politik, erreichen.

Dazu muss sie die politischen Lehren ziehen und die dringend benötigte Massenbewegung der Arbeiterklasse aufbauen. Dies muss im Widerstand gegen die Demokratische Partei und außerhalb der Kontrolle des wirtschaftsfreundlichen Gewerkschaftsapparats geschehen.

Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) muss auf jeden Arbeitsplatz, jede Region und jedes Land ausgeweitet werden. Sie wird die Grundlage für die Mobilisierung der Arbeiterklasse schaffen, damit das menschliche Leben verteidigt und die Gesellschaft in ihrem Interesse umgestaltet werden kann.

Loading