Liebe Kolleginnen und Kollegen in Michigan, Ohio und Missouri,
wir bei Ford in Saarlouis stehen an eurer Seite und unterstützen euren Kampf in den USA. Wir begrüßen eure Streikbereitschaft und werden Solidarität organisieren. Wenn ihr gewinnt, werden auch wir stärker. Wir müssen zusammenhalten. Jim Farley und die Auto-Bosse verflogen eine internationale Strategie der Sozialangriffe. Wir bauen dagegen die internationale Solidarität der Autoarbeiter auf und gemeinsam sind wir stärker als sie!
Auf der World Socialist Website haben wir gelesen, dass euer Tarifvertrag mit dem Ford-Konzern und auch die Verträge in den anderen Autowerken am Donnerstag auslaufen. Eure fast hundertprozentige (97%) Streikentscheidung hat hier in Saarlouis Begeisterung ausgelöst. Wir haben auch gelesen, dass eure Löhne, Schichten und Arbeitsbedingungen genauso miserabel sind, wie bei uns.
Jetzt kommt es darauf an, den Kampf konsequent durchzusetzen. Die Zeit des Zurückweichens und der Zugeständnisse muss beendet werden. Wir müssen uns zurückholen, was uns zusteht und was wir brauchen, um mit unseren Familien in ordentlichen Verhältnissen zu leben. Wir sind Arbeiter und keine Bettler, wir haben Rechte und das Recht auf einen angemessenen Lohn ist ein Grundrecht.
Wir haben auf der WSWS auch viel über die Korruption der UAW-Bürokratie und die Rolle von Shawn Fain gelesen. Wir haben hier die Erfahrung gemacht, dass die Gewerkschaftsführung und ihr Apparat vollständig auf der Seite des Konzerns und der Regierung steht.
Die vergangenen zwei Jahre waren für uns bei Ford in Saarlouis schmerzhaft aber auch lehrreich. Für die Produktion eines neuen Elektro-Autos ab 2025 hat der Konzern in enger Absprache mit der IG Metall und ihrem Betriebsrat einen Wettbewerb zwischen unserem Werk und dem in Almussafes (Spanien) ausgerichtet. Wer das bessere Angebot – sprich die niedrigeren Kosten – anbietet, sollte den Zuschlag erhalten. Wir in Saarlouis haben diesen Bieterwettbewerb verloren, unser Werk wird in den nächsten eineinhalb Jahren abgewickelt. Gleichzeitig zahlen die Kolleginnen und Kollegen in Almussafes nun den Preis für den Zuschlag in Form von Lohnsenkungen und Arbeitsplatzabbau.
Wir haben uns im Ford-Aktionskomitee Saarlouis zusammengeschlossen und haben von Beginn an aufgerufen, den Bieterwettbewerb abzulehnen und gemeinsam mit den spanischen Kolleginnen und Kollegen für den Erhalt beider Werke zu kämpfen.
Doch die Gewerkschaften, die IG Metall in Deutschland und die UGT in Spanien, haben alles getan, um genau das zu verhindern. Sie haben dem Ford-Konzern gewaltige Lohnsenkungen und den Abbau von Arbeitsplätzen angeboten und uns gegeneinander ausgespielt. Sie sind es jetzt, die unsere Werksschließung in Deutschland und den Abbau von Löhnen und Arbeitsplätzen in Spanien umsetzen. Opposition dagegen haben sie unterdrückt und bedroht.
Wir möchten euch daher unsere Erfahrung mit auf den Weg geben: Vertraut nicht den Gewerkschaftsführern unter Shawn Fain in der UAW. Ganz egal, wie laut sie tönen, die Interessen der Belegschaften zu verteidigen, sie tun das Gegenteil. Mit unserem IG-Metall-Betriebsratsvorsitzenden haben wir hier ein Musterbeispiel von diesen lautstarken Verrätern, die hinter unserem Rücken mit der Konzernspitze die Angriffe auf uns ausarbeiten und durchsetzen.
Wir haben hier im Aktionskomitee viel darüber diskutiert, dass die Brutalität mit der die IG Metall-Funktionäre jeden ernsthaften Arbeitskampf unterdrücken mit der Kriegsentwicklung zusammen hängt. Die Gewerkschaftsführer haben einen Pakt mit der Bundesregierung geschlossen, um die Milliarden-Summen für die Waffenlieferungen in die Ukraine und die gigantische militärische Aufrüstung uns Arbeitern aufzubürden.
Auch ihr seid nicht nur mit dem Ford-Konzern, sondern auch mit der UAW-Spitze und der hinter ihr stehende Regierung unter Joe Biden konfrontiert. Ford, genauso wie alle anderen Autokonzerne auch, versuchen den Umstieg auf die Produktion von Elektroautos zu nutzen, um weitere massive Angriffe durchzusetzen. Vor allem wollen sie weltweit Hunderttausende, wenn nicht Millionen Arbeitsplätze abbauen.
Den bevorstehenden Kampf könnt ihr nur gewinnen, wenn ihr euch erstens unabhängig von der UAW organisiert und den Streik selbst organisiert. Ihr seid entschlossen zu streiken, aber Fain und die UAW-Bürokraten sind entschlossen den Streik zu sabotieren. Ihr müsst selbst aktiv werden und handeln.
Zweitens müsst ihr euch über Konzerngrenzen mit den Kolleginnen und Kollegen bei GM und Stellantis sowie bei den Zulieferern verbünden. Das darf nur ein erster Schritt sein, Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen in Kanada und Mexiko und natürlich auch mit uns in Europa aufzunehmen.
Wir reichen euch dazu die Hand und bauen die Internationale Allianz der Autoarbeiter-Aktionskomitees auf.
Es lebe die internationale Solidarität!
Mit solidarischen Grüßen aus Saarlouis, Deutschland!