Das Aktionskomitee der UPS-Arbeiter der Vereinigten Staaten organisierte am Sonntagabend, den 4. Februar, ein öffentliches Online-Dringlichkeitstreffen mit dem Titel: „Organisiert die Belegschaften zum Kampf gegen die Entlassungen bei UPS! Vereinigt euch mit den Autoarbeitern, den Beschäftigten der Technologiebranche und der gesamten Arbeiterklasse gegen Entlassungen!“
Das Treffen war eine Reaktion auf die Ankündigung von letzter Woche, dass bei UPS 12.000 Stellen gestrichen werden. Diese Entlassungen in den Bereichen Management und Verwaltung finden parallel zu einer Reihe von Entlassungen in den Depots des Unternehmens im ganzen Land statt. UPS macht sich die Automatisierung und die künstliche Intelligenz zunutze, um große Teile der Belegschaft zu verdrängen.
Viele Arbeiter folgten dem Aufruf, darunter UPS-Beschäftigte aus allen Teilen der USA, Autoarbeiter, Akademiker und Arbeiter aus anderen Branchen. nahm teil, Das Treffen stand unter der Schirmherrschaft der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC), und unter den Teilnehmern war auch eine wichtige Delegation aus Großbritannien.
Im Zentrum stand die Notwendigkeit eines gemeinsamen Kampfs der Arbeiter gegen die Entlassungen über alle Branchen und alle Landesgrenzen hinweg, denn Stellenstreichungen finden nicht nur bei UPS, sondern auch in zahlreichen anderen Branchen auf der ganzen Welt statt. Vor allem in der Autoindustrie werden im Rahmen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge Tausende von Arbeitern entlassen. Letzten Monat hatten mehrere Mitglieder des UPS-Aktionskomitees an einer öffentlichen Veranstaltung der IWA-RFC gegen die Entlassungen in der Autoindustrie teilgenommen und dort gesprochen.
Der WSWS-Autor Tom Hall warnte in seiner Eröffnungsrede: „Was bisher angekündigt wurde, ist erst der Anfang. Bis Ende des Jahres und in den nächsten Jahren will UPS mit einer viel kleineren Belegschaft operieren, die stark von den neuen zukünftigen Technologien abhängig ist.
Das Management von UPS nutzt die bahnbrechenden Technologien im Bereich künstlicher Intelligenz und Automatisierung als Hauptwaffe bei diesem Arbeitsplatzmassaker.“ Hall erklärte, diese Technologien müssten eigentlich benutzt werden, um die Arbeitslast zu verringern und den Lebensstandard der Arbeiter zu verbessern. Aber im Kapitalismus werden sie als „Waffe“ eingesetzt, um Arbeiter in die Armut zu stürzen und „die wachsende Welle von Streiks und Protesten [der Arbeiterklasse] zu unterdrücken“.
Die Entlassungen entlarven den Tarifvertrag, den die Teamsters-Führung letztes Jahr durchgeboxt und als „historischen“ Sieg verkauft hat, als kolossalen Ausverkauf. Hall erklärte: „Die Bürokratie klebt am Management wie ein mit ihm verwachsener siamesischer Zwilling. Sie musste schon bei der Abstimmung über den Vertrag wissen, dass etwas Derartiges kommen wird. Die Bürokratie fügt sich nicht einfach, sondern ist aktiv an dieser Verschwörung gegen die Arbeiter beteiligt.“
Wie Hall erklärte, ist die Massenarbeitslosigkeit eine Klassenpolitik, die vom Weißen Haus und von der Federal Reserve ausgeht und von beiden Parteien des Großkapitals gesteuert wird. In den letzten drei Jahren war das Weiße Haus an der Durchsetzung aller großen Ausverkaufs-Abschlüsse beteiligt. Weiter erklärte er: „Der Krieg im Inland steht im Zusammenhang mit den Kriegen im Ausland. In der Ukraine, in Gaza und, seit letztem Wochenende, bei den neuen Angriffen gegen den Iran, führt das US-Militär gefährliche neue Kriege, um die Profite der US-Konzerne zu verteidigen, oder unterstützt sie.
Wie jeder weiß, soll die Arbeiterklasse durch ihre Arbeit die Mittel für den endlosen und eskalierenden Krieg beisteuern. Der Krieg gegen die Arbeiterklasse und die Kriege im Ausland sind zwei Hälften des gleichen Kriegs, der nur in unterschiedlicher Form geführt wird.“
Hall warnte: „Die Gewerkschaftsbürokraten sind Geschöpfe des Staats.“ Sie unterstützen Krieg und Diktatur. Als Beispiel nannte er die Unterstützung der United Auto Workers für den Wiederwahlkampf von „Genocide Joe“ [Biden] und das anhaltende Buhlen der Teamsters-Bürokratie um Trump.
Zusammenfassend erklärte er: „Das Aktionskomitee der UPS-Arbeiter weist diesen gesamten Rahmen zurück. Die Belegschaft kann und muss eine Gegenoffensive in Gang setzen; dazu muss sie sich jedoch aus dem Würgegriff der Gewerkschaftsbürokratie befreien. ... Ihr müsst die Dinge in die eigenen Hände nehmen, alle Maßnahmen ergreifen, die ihr für notwendig haltet und nicht auf eine Erlaubnis warten, die niemals kommen wird.“
Auf Hall folgte ein führendes Mitglied des UPS-Arbeiterkomitees aus Louisville (Kentucky). Er sprach detailliert über die Auswirkungen der Automatisierung und anderer neuer Technologien und warnte: „Die Arbeiterklasse wird in den nächsten 20 Jahren ausgedünnt werden.“ Er rief die Teilnehmer dazu auf, ihre Kollegen über die Vorgänge aufzuklären: „Es ist an der Zeit, dass die arbeitende Bevölkerung aufsteht und sich organisiert, um gegen das zu kämpfen, was auf uns zukommt. Denn diejenigen, die uns in der Regierung und der Gewerkschaftsbürokratie ,vertreten‘, haben nicht unsere Unterstützung.
Ein Mitglied des Komitees aus New York City erklärte: „Momentan weicht uns die Gewerkschaft nicht nur aus, sondern führt uns in die Irre. In meinem Betrieb mitten in Manhattan haben sie die Sortierung um Mitternacht abgeschafft. Die Teilzeitkräfte mit kurzer Betriebszugehörigkeit wissen bereits, dass ihre Zeit abläuft.“
Ein Komitee-Mitglied aus Süd-Texas rief die Teilnehmer zum Handeln auf: „Geht auf eure Kollegen zu, erzählt ihnen vom Aktionskomitee. ... Nicht nur auf lokaler, sondern auf nationaler Ebene, wir müssen alle zusammenkommen... um gegen die großen Konzerne, die Millionäre und Milliardäre zu kämpfen. [Wir müssen] dieses Aktionskomitee zu etwas Größerem machen als die Bürokratien der IBT [International Brotherhood of Teamsters] und die United Auto Workers.“
Während der Veranstaltung sprachen auch mehrere andere UPS-Arbeiter. Einer davon stammt aus Portland (Oregon), wo UPS am Wochenende Hunderte von Entlassungen angekündigt hatte. Er sprach über die Auswirkungen auf die Arbeiter des Verteilzentrums Swan Island. Er verurteilte die „runden Tische“ der Teamsters mit Trump im letzten Monat und wies darauf hin, dass dieses Treffen mit einem Putschisten und Faschisten mit Zehntausenden von Dollar aus den Mitgliedsbeiträgen der Arbeiter finanziert worden war. Dem Vorsitzenden der Teamsters Sean O'Brien „ist es offenbar wichtiger, Faschisten zu schmeicheln, als Arbeitsplätze im Betrieb zu schützen“.
Ein UPS-Fahrer aus Kansas City erklärte, er sei im letzten Jahr mehr als ein dutzendmal freigestellt worden. Jetzt habe die Gewerkschaft ein Treffen von Beschickern und Paketfahrern in seinem Gebiet organisiert, „was sie noch nie vorher gemacht haben. Deshalb rechne ich damit, dass Entlassungen bevorstehen.“
Auch von Autoarbeitern kamen mehrere wichtige Beiträge. Anna, ein Mitglied des Flint GM Rank-and-File Committee, erklärte: „Wir [im GM-Fertigungswerk in Flint] erklären uns solidarisch mit den UPS-Arbeitern und allen Arbeitern. Wir stehen weltweit vor den gleichen Problemen und haben die gleichen Interessen.“
Greg, ein weiteres Mitglied des Komitees von GM Flint, zog Parallelen zwischen der Kampagne zur Einsetzung von Shawn Fain als UAW-Präsident und Sean O'Brien als Präsident der Teamsters. Beide wurden „von den Medien, von Bernie Sanders und von den falschen Sozialisten der [Democratic Socialists of America] gelobt.“ Beide behaupteten, sie hätten „historische“ Tarifverträge durchgesetzt, aber „die Realität ist das genaue Gegenteil“.
Weiter erklärte er: „Ihr Verrat reicht bis in die Regierung hinauf.“ Er verwies auf die Unterstützung von Biden angesichts der Beteiligung des Weißen Hauses am Völkermord in Gaza: „Wir unterstützen Joe Biden nicht. Aber Trumps Faschismus ist genauso schädlich für uns wie Biden. Wir müssen gegen beide Parteien in Opposition gehen und für unsere unabhängigen Interessen kämpfen.“
Greg schilderte die Geschichte des GM-Komitees, das gegen den begrenzten „Stand-Up-Streik“ gekämpft hatte, mit dem der Tarifvertrag als Ergebnis eines Kampfs dargestellt wurde: „Unser Aktionskomitee hat die Arbeiter schon vorher [vor dem Ausverkauf] gewarnt... Unsere Stärke liegt darin, dass wir den Arbeitern im Vorfeld die Wahrheit gesagt haben.“
Zum Schluss erklärte er: „Ich möchte nur betonen, dass diese Konzerne... Teil eines internationalen Systems sind. Die Arbeiter sind weltweit mit den gleichen Problemen konfrontiert. Wir müssen für die Krise des Kapitalismus bezahlen. Deshalb rufe ich alle auf, mit ihren Kollegen zu sprechen, wie wir es in Flint getan haben. Enthüllt die Wahrheit und baut ein Netzwerk aus Komitees als Teil der IWA-RFC auf.“
Will Lehman, ein sozialistischer Mack-Trucks-Arbeiter, der im Jahr 2022 gegen Fain für das Amt des UAW-Präsidenten kandidiert hatte und mit dem Programm angetreten war, die Bürokratie abzuschaffen, schloss sich Gregs Erklärungen an: „Die Gewerkschaften wollen uns nach Branchen aufspalten, aber die Arbeiterklasse ist die Arbeiterklasse, ob in den USA, im Vereinigten Königreich, in Russland, Syrien, der Ukraine oder im Jemen. Es spielt keine Rolle.
Wir müssen diese Fragen als Klassenfragen angehen. Es geht darum, dass wir uns miteinander vereinen, egal wo und in welcher Branche wir arbeiten.“
Außerdem gab es auf der Veranstaltung einen wichtigen Bericht von Tony Robson aus dem Vereinigten Königreich im Namen des UK Postal Workers Rank-and-File Committee. „Das sind internationale Fragen“, sagte Tony. „Die Arbeiter der Royal Mail stehen hier vor einem Arbeitsplatzmassaker, weil ihr jahrelanger Kampf im Jahr 2023 ausverkauft wurde.“ Die britische Gewerkschaft Communication Workers Union „beteiligt sich, genau wie ihr es von den Teamsters und der UAW beschrieben habt, an den enormen Stellenstreichungen, [die] bis zu zehn Prozent der nationalen Belegschaft [betreffen].“ Dieselbe britische Regierung, die diese Angriffe durchführt und mit Unterstützung der Labour Party regiert, gibt gleichzeitig riesige Geldsummen aus, um die USA bei ihren Kriegen im Nahen Osten und der Ukraine zu unterstützen.
Tony Robson erklärte, dass die Arbeiter überall „die Notwendigkeit einer unabhängigen Strategie für den Kampf erkennen, und diese Stimmung will der Gewerkschaftsapparat unterdrücken. Ein echter Widerstandskampf kann nur als Teil eines vereinten weltweiten Kampfs entwickelt werden.“
Weiter erklärte er: „Der Schlüssel zur Entfesselung der gesellschaftlichen Macht der Post- und Logistikarbeiter“ und aller anderen Branchen „ist die Befreiung aus dem Griff dieser pro-kapitalistischen, nationalistischen Gewerkschaftsbürokratie. Dies ist das zentrale Prinzip, das wir mit der IWA-RFC voranbringen.“
In den Abschlussbemerkungen zum Treffen betonte Tom Hall, dies sei erst der Beginn gemeinsamer Aktionen der Komitees zur Verteidigung von Arbeitsplätzen und gegen den Ausverkauf der Gewerkschaften. „Aber der erste Schritt, den ihr machen müsst, ist, euch heute zu entscheiden, dass ihr euch engagiert... Lasst uns mit der Gegenoffensive der Arbeiterklasse beginnen.“