Ford Saarlouis: Aktionskomitee antwortet auf Werkleitung, Betriebsrat und IG Metall

Demonstration der Ford-Arbeiter nach Verkündung der Schließung des Werks in Saarlouis, 22. Juni 2022

Der Aufruf vom Aktionskomitee bei der Abstimmung über den Sozialtarifvertrag mit NEIN zu stimmen und stattdessen Kampfmaßnahmen zur Verteidigung der Arbeitsplätze einzuleiten, stieß auf große Unterstützung in der Belegschaft. Mehr als 15.000 mal ist er in den letzten Tagen aufgerufen worden und hat über Ford hinaus große Verbreitung gefunden. So haben sich Kollegen von ZF in Eitorf bei Bonn gemeldet, deren Werk mit 700 Beschäftigten geschlossen werden soll.

Auf Seiten von Werkleitung, Betriebsrat und IG Metall löste der Aufruf hektische Reaktionen aus. Denn sie wollen am heutigen Donnerstag die Werksschließung endgültig besiegeln. Die drei Parteien haben dazu für die Betriebsversammlung noch einmal den Druck auf die Belegschaft erhöht. Die Werkleitung hat genauso wie die IG Metall ein Infoblatt herausgegeben, in denen sie auf den Aufruf des Ford-Aktionskomitees reagieren.

Die Werkleitung hat – in einem anbiedernden Ton, aber sachlich knallhart – noch einmal klar gemacht, dass die Beschäftigten angeblich akzeptieren müssen, blind einer Vereinbarung zuzustimmen, deren Inhalt sie nicht kennen. Kollegen haben die Nachricht verstanden: „So etwas nennt man Erpressung“, kommentierte einer gegenüber der WSWS.

Die IG Metall hat wieder eine Sonderausgabe ihres Infoblatts, das sie „Schlagloch” nennt, herausgebracht. Darin antwortet sie auf die Vorbehalte der Belegschaft, die das Aktionskomitee in seinem letzten Aufruf formuliert hatte. Die Arroganz der Gewerkschaft springt den Leser dabei regelrecht an. Wenn sie ehrlich wäre, müsste die Gewerkschaft schreiben: „Wir haben den Deal mit dem Konzern ausgehandelt. Friss oder stirb.“ Im Grunde genommen sollte die Belegschaft noch dankbar sein, überhaupt gefragt zu werden, so der Tenor der IG Metall.

Das Ford-Aktionskomitee hat gestern eine angemessene Antwort darauf gegeben, die wir hier im Wortlaut wiedergeben. Verbreitet sie im ganzen Werk und darüber hinaus!

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unser Aufruf vom Aktionskomitee bei der Abstimmung über den Sozialtarifvertrag mit NEIN zu stimmen und stattdessen Kampfmaßnahmen zur Verteidigung der Arbeitsplätze einzuleiten, stieß auf große Unterstützung und löste hektische Reaktionen von Seiten der Werkleitung, des Betriebsrats und der IG Metall aus.

In ihrem Info setzt uns die Werkleitung ganz im Sinne von Betriebsrat und IG Metall noch einmal unter Druck, damit wir der endgültigen Schließung unseres Werks zustimmen.

Werkleiter Kreuz und Personalleiter Lauer erklären erneut, dass wir erst erfahren, zu welchen Konditionen wir mitsamt Werk abgewickelt werden sollen, wenn wir blind zustimmen. Das zeigt, wie groß ihre Angst vor einem Arbeitskampf ist und wie wirksam ein solcher wäre.

Deshalb ist es umso wichtiger: Lehnt die Schließung ab! Stimmt mit „Nein“ zum Sozialtarifvertrag!

Der vertrauliche Ton im Infoblatt – Werk- und Personalleiter duzen uns – soll suggerieren, wir wären ein Team, säßen gar in einem Boot. Das ist absurd. Kreuz und Lauer haben genauso wie Thal und Michel ihre Schäfchen längst im Trockenen.

Wir hingegen sollen nun über einen 28-seitigen Tarifvertrag abstimmen, den wir aber nicht zu Gesicht bekommen. Der Grund ist einfach: Der Text enthält Klauseln, die wir nicht erfahren sollen.

Wir vertrauen den farbenfrohen Info-Grafiken von IGM und Betriebsrat nicht! Sie haben uns in den letzten Jahren nach Strich und Faden belogen und betrogen. Sie haben mit allen Mitteln dafür gesorgt, dass kein Kampf gegen die Werksschließung zustande gekommen ist. Sie wollen das auch jetzt verhindern.

Das ganze Prozedere auf der Betriebsversammlung hat nur diesen einen Zweck: Die Werksschließung zu besiegeln!

Nur deshalb organisieren sie die Abstimmung. Sie wollen unsere Zustimmung erzwingen, um dann immer wieder behaupten zu können, wir hätten der Werksschließung zugestimmt. Genau das lehnen wir ab!

Weil sie genau wissen, dass wir in der Mehrzahl gegen die Schließung sind und lieber kämpfen wollen als uns zur Schlachtbank führen zu lassen, verknüpfen sie die Abstimmung über den Sozialtarifvertrag mit der Abstimmung über einen Streik. So reichen ihnen 25 % plus eine Stimme für die Werksschließung.

Wir akzeptieren auch das nicht! Wenn mehr als die Hälfte gegen den Sozialtarifvertrag stimmen, ist er abgelehnt und gleichzeitig denen das Misstrauen ausgesprochen, die diesen schändlichen Schließungsbeschluss ausgearbeitet haben: Thal und sein Betriebsrat.

Wir lehnen all das Gerede, dass ein Kampf nichts erreichen könne, strikt ab. Allein die Reaktion auf unseren letzten Aufruf beweist das Gegenteil. Wir sind von Kollegen von ZF kontaktiert worden, bei denen die IG Metall und ihr Betriebsrat das gleiche Spiel spielen und Werke schließen, Arbeitsplätze abbauen.

Es steht außer Frage, dass unser Kampf zum Ausgangspunkt einer breiten Mobilisierung in der Autoindustrie und darüber hinaus werden kann.

Meldet euch beim Aktionskomitee, um offen über den weiteren Weg zur Verteidigung unseres Werks und der Arbeitsplätze auch für kommende Generationen zu diskutieren!

Per Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer: +491633378340 oder über das folgende Formular!

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