Israels Luftangriff auf eine Militärbasis im Iran, nahe einer Atomanlage, hat den von den imperialistischen Mächten geschürten Krieg im Nahen Osten weiter verschärft.
Nachdem Israel und der Iran jahrzehntelang Stellvertreterkonflikte im ganzen Nahen Osten ausgetragen haben, markiert der erstmals von ihrem jeweiligen Staatsgebiet ausgeführte Schlagabtausch einen Präzedenzfall für weitere Eskalation.
Weder iranische noch israelische Regierungsvertreter haben die Angriffe bestätigt. Stattdessen wurden sie am Donnerstag von der US-Presse bekannt gegeben, die sich auf Quellen aus dem Weißen Haus berief.
Das Wall Street Journal, das den Kriegskurs aggressiv unterstützt, erklärte über die Bedeutung des Angriffs am Donnerstagabend: „Der Angriff soll dem Iran vermitteln, dass Israel die militärischen Kapazitäten hat, nicht nur die iranischen Stellvertreterkräfte im Libanon, Syrien und dem Irak, sondern auch tief in seinem Staatsgebiet anzugreifen. Israel hat außerdem gezeigt, dass es ein Ziel nahe einer Atomanlage treffen kann, obwohl sich dort ein russisches S-300-Raketenabwehrsystem befand.“
Die New York Times schrieb: „Die Tabuisierung direkter Angriffe auf Staatsgebiet der anderen Seite ist damit beseitigt. Sollte es eine weitere Runde geben – einen Konflikt um die iranischen Atompläne oder einen weiteren Anschlag Israels auf iranische Offiziere – könnten beide Seiten weniger Hemmungen haben, einander direkt anzugreifen.
„Mit der Entscheidung zu einem Angriff auf ein konventionelles militärisches Ziel in Isfahan hat Israel ein klares Zeichen gesetzt und demonstriert, dass es die Luftabwehrketten um Isfahan durchbrechen kann, von denen viele um wichtige Einrichtungen wie die Urankonversionsanlage stationiert sind.“
Der Angriff vom Freitag war die letzte Maßnahme in einer Welle von Eskalationen, seit am 1. April bei einem israelischen Angriff auf das iranische Konsulat in Syrien sieben hochrangige iranische Militärs getötet wurden.
Vertreter der US-Regierung stellten sich im Kern hinter den israelischen Angriff. Der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Robert Wood behauptete, das Konsulat sei in Wirklichkeit ein Stützpunkt von Terroristen gewesen.
Nachdem der Iran auf den Angriff auf sein Konsulat mit einem Angriff auf eine israelische Militärbasis reagiert hatte, verurteilten die USA und ihre imperialistischen Verbündeten den Iran, verhängten Sanktionen und bekundeten ihre faktisch unbegrenzte Unterstützung für Israel.
Im Verlauf der Woche machten US-Regierungsvertreter deutlich, dass die Entscheidung über einen potenziellen Angriff auf den Iran „bei Israel liegt“, womit sie Israel im Wesentlichen einen Blankoscheck für einen Angriff auf den Iran erteilten.
Bezeichnenderweise ereignete sich der Angriff nur wenige Stunden nach Beendigung einer Diskussion zwischen hohen Vertretern der USA und Israels über die geplanten Angriffe auf den Iran und auf Rafah, wo mehr als eine Million Palästinenser Zuflucht gefunden haben.
Das Weiße Haus erklärte in seiner Darstellung des Treffens: „Beide Seiten einigten sich auf das gemeinsame Ziel, die Hamas in Rafah zu besiegen. Die amerikanischen Teilnehmer äußerten Bedenken wegen verschiedener Maßnahmen in Rafah, und die israelischen Teilnehmer sagten zu, diese Bedenken zu berücksichtigen.“
Doch hinter den Kulissen deutet einiges darauf hin, dass der „begrenzte“ israelische Angriff auf den Iran nur das Vorspiel zu einem umfassenden Angriff auf Rafah ist.
Sowohl die Times of Israel als auch die Haaretz berichten unter Berufung auf The New Arab, die USA hätten Israel im Rahmen eines Abkommens über den Angriff auf den Iran zu einem Angriff auf Rafah ermächtigt.
Laut dem Bericht von New Arab plant Israel, Rafah „in vier Viertel aufzuteilen, die einzeln erobert werden sollen“.
Eine solche Offensive hätte katastrophale Folgen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte am Donnerstag: „Sechseinhalb Monate israelischer Militäroperationen haben im Gazastreifen eine humanitäre Höllenlandschaft geschaffen. Zehntausende wurden getötet. Zwei Millionen Palästinenser haben Tod, Zerstörung und die Verweigerung lebensrettender humanitärer Hilfe erlitten; jetzt droht ihnen der Hungertod. Eine israelische Operation in Rafah würde diese humanitäre Katastrophe noch weiter verschlimmern.“
Haaretz erklärte unter Berufung auf die arabische Zeitung Rai Alyoum: „Ägypten hat diese Woche Truppen entlang der ägyptischen Seite der Philadelphi-Passage stationiert und eine ‚neutrale Zone‘ ausgewiesen, in die die Bevölkerung des Gazastreifens gehen kann. Laut dem Bericht kann die Zone 200.000 Menschen aufnehmen und wird Dienstleistungen wie Kliniken und Lebensmittelausgaben beinhalten.“
Sollten diese Berichte zutreffen, haben die USA Israel nicht nur die geheime Erlaubnis erteilt, einen Angriff auf den Iran durchzuführen, der den Krieg in der Region deutlich eskaliert hat, sondern auch einen Angriff auf Rafah bewilligt, der zur Vertreibung von Hunderttausenden führen würde, potenziell sogar auf ägyptischem Staatsgebiet.
Unabhängig davon, was in Geheimgesprächen geäußert wurde, haben die USA in der Öffentlichkeit im Grunde das gleiche erklärt: es liege allein bei Israel, ob es den Iran angreift. Zudem haben sie öffentlich die militärische Niederlage der Hamas in Rafah zu einem Ziel der USA erklärt.
Diese Realität verdeutlicht die enge Beziehung zwischen dem Völkermord im Gazastreifen und dem US-Militäraufgebot gegen den Iran. Die World Socialist Web Site schrieb zehn Tage nach dem Anschlag am 7. Oktober, der als Vorwand für den Beginn des Völkermordes im Gazastreifen benutzt wurde:
Die USA nutzen die gegenwärtige Krise, um seit langem bestehende Pläne für einen Krieg gegen den Iran in die Tat umzusetzen. Das Land bildet die Nahostfront der US-Kriegskampagne gegen Russland und China...
Die freie Hand, die Israel für den Massenmord an der Bevölkerung von Gaza gewährt wird, und die sich verschärfenden Kriegspläne der USA gegen den Iran müssen im Zusammenhang mit dem faktischen Ausbruch der Anfangsphase eines dritten Weltkriegs gesehen werden.
Die Tatsache, dass Israel einen Luftangriff auf iranisches Staatsgebiet durchgeführt hat und im Gazastreifen einen Völkermord verübt, der bereits 40.000 Todesopfer gefordert hat, haben diese Warnungen innerhalb kurzer Zeit bestätigt.