Eine Antwort auf die Verfälschung des Leo-Trotzki–Gedenkens auf Prinkipo durch einen Anarchisten

Am Sonntag, den 25. August, fand in Büyükada (Prinkipo), Istanbul, ein bemerkenswertes intellektuelles Ereignis statt: die zweite internationale Gedenkfeier für Leo Trotzki. Die Veranstaltung, die von der Gemeinde Adalar (Prinzeninseln) ausgerichtet und mit Unterstützung der World Socialist Web Site und des Verlags Mehring Yayıncılık organisiert wurde, trug den Titel „Analyse einer Welt im Chaos von einer Insel der Ruhe: Trotzki auf Prinkipo“. Trotzki verbrachte die meisten seiner viereinhalb Jahre in der Türkei, wohin er 1929 vom stalinistischen Regime verbannt wurde, auf dieser „Insel der Ruhe“, und von hier aus analysierte er die Welt im Chaos.

Ali Ercan Akpolat, Bürgermeister von Adalar, eröffnete die Podiumsdiskussion, und Ulaş Ateşçi, Herausgeber von Mehring Yayıncılık und Führungsmitglied der Sosyalist Eşitlik Grubu (Sozialistische Gleichheitsgruppe), der türkischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI), moderierte die Feier. Professor Rıdvan Akın, Dozent an der Galatasaray-Universität in Istanbul, sprach über „Trotzkis Jahre auf Prinkipo“.

David North während seiner Rede auf der zweiten internationalen Gedenkveranstaltung für Leo Trotzki

Hauptredner der Veranstaltung war David North, Vorsitzender der internationalen Redaktion der WSWS. Er hielt einen Vortrag mit dem Titel „Analyse einer Welt im Chaos von einer Insel der Ruhe“. Die Gedenkveranstaltung endete mit einer lebhaften und wichtigen Frage- und Antwortrunde.

In seinem umfassenden Vortrag untersuchte North die historische und politische Bedeutung und die aktuelle Relevanz von Trotzkis Werk auf der Insel, insbesondere seine bedeutenden Schriften zum Aufstieg des Faschismus in Deutschland, im Kontext der verschiedenen Dimensionen der Krise, die sich heute auf der ganzen Welt vertieft. Denn die Politik der damaligen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) unter Stalins Führung, die 1933 den Nazis den Weg an die Macht ebnete, hatte für die deutsche und internationale Arbeiterklasse verheerende Folgen, die bis heute nachwirken.

Auch in diesem Jahr nahm ein großes Publikum in Prinkipo teil, was das wachsende Bewusstsein für die historische und aktuelle Bedeutung dieses großen russischen Revolutionärs zeigt. An der Seite Wladimir Lenins führte Trotzki 1917 die Oktoberrevolution an, gründete die Rote Armee und führte sie im Bürgerkrieg gegen die vom Imperialismus unterstützten Kräften zum Sieg. Im Kampf gegen die stalinistische Degeneration führte er die Linke Opposition an und gründete 1938 in Reaktion auf den Zusammenbruch der Kommunistischen Internationale die Vierte Internationale.

Über die Trotzki–Gedenkfeier berichteten viele nationale und lokale Medien, und in den sozialen Medien wurde vor und nach der Veranstaltung ausführlich darüber diskutiert. Gün Zileli, ein ehemaliger Maoist und heutiger Anarchist, der im Publikum saß, hat jedoch auf seiner Website einen Artikel veröffentlicht, in dem er Norths Äußerungen verurteilt und falsch darstellt. Zileli erhielt am Ende der Veranstaltung die Gelegenheit, zu sprechen und seine Differenzen darzulegen. Doch wie wir weiter unten sehen werden, geht sein Artikel nicht auf diese Diskussion ein und verzerrt absichtlich Norths Aussage, indem er auslässt, was dieser zu wichtigen Themen wie dem Krieg in der Ukraine gesagt hatte.

In seinem Artikel kritisiert Zileli North dafür, dass er einen umfassenden und ernsthaften Vortrag in englischer Sprache gehalten hat. Zunächst sei darauf hingewiesen, dass Türkisch nicht zu den Sprachen gehört, die North beherrscht. Daher hatten North, die WSWS und Mehring Yayıncılık allen Zuhörern im Voraus eine türkische Übersetzung der Rede zur Verfügung gestellt, als Ausdruck des Respekts gegenüber den Zuhörern, die der Rede auf Englisch nicht folgen konnten.

David North während seiner Rede auf der zweiten internationalen Gedenkveranstaltung zum Werk von Leo Trotzki, Büyükada, 25. August 2024

Zileli versucht auch, North als eine bösartige, autoritäre Figur hinzustellen: Mit seinen „strengen Gesichtszügen“ habe North „mit diktatorischem, harschem Nachdruck“ gesprochen. Zileli sei durch Norths „Augen und seinem Blick, der so kalt war wie das Nordpolarmeer“, „entmutigt“ worden. Während er Norths Rede in seinem Artikel unvollständig zitiert und seine Ansichten verzerrt, soll diese erfundene Mephisto–Figur gleichzeitig Vorurteile gegen North schüren.

„Keine Witze, kein Lachen“, beschwerte sich Zileli, der offenbar einen Komiker bei dieser ernsten und wichtigen Gedenkveranstaltung erwartet hatte. Hatte Zileli wirklich erwartet, dass eine Rede zu den folgenden, bedeutenden Themen voller Witze sein würde: die Machtergreifung der Nazis in Deutschland 1933; die Ermordung Hunderttausender Sozialisten durch das stalinistische Regime während des Großen Terrors 1936–1939 in der UdSSR; die Ermordung Trotzkis durch einen stalinistischen Agenten 1940; der Holocaust und der Zweite Weltkrieg; die Corona-Pandemie, die mehr als 27 Millionen „überzählige Tote“ verursacht hat; der US-Nato-Krieg gegen Russland in der Ukraine, der in einen nuklearen Konflikt zu eskalieren droht; der israelische Völkermord in Gaza; und das weltweite Wiederaufleben des Faschismus?

In seinem Artikel verschweigt Zileli die wichtigsten Aspekte von Norths Vortrag und versucht, seine Leser mit billiger Polemik in die Irre zu führen. Dabei war, was North, ein prominenter marxistisch-trotzkistischer Politiker aus den Vereinigten Staaten – dem Zentrum des Weltimperialismus – sagte, insbesondere über den anhaltenden Völkermord in Gaza und den Krieg in der Ukraine, von großer objektiver Bedeutung. Als Revolutionär, der über 50 Jahre seines Lebens dem Kampf gegen den US-Imperialismus auf der Grundlage eines internationalen sozialistischen Programms gewidmet hat, verkörpert North die Tatsache, dass es zwei Amerikas gibt: die amerikanische herrschende Klasse und ihren mächtigsten Feind, die amerikanische Arbeiterklasse. North sprach als Vertreter dieser letzteren.

Er widmete einen bedeutenden Teil seiner Rede der bedingungslosen Verurteilung des israelischen Völkermords in Gaza, den die USA unterstützten, und der Darlegung einer sozialistischen Perspektive, die auf der revolutionären Mobilisierung der internationalen Arbeiterklasse gegen dieses historische Verbrechen beruht. Er erklärte, dass das zionistische Projekt die Wurzel des heutigen Völkermords sei, und sagte:

Dieses reaktionäre, chauvinistische Projekt hat die israelische Bevölkerung moralisch in ein Verbrechen von historischem Ausmaß verwickelt. Die Nachkommen der Opfer des Völkermords sind zu Tätern des Völkermords geworden. Die israelische Arbeiterklasse und Jugend muss sich von der reaktionären Ideologie und Politik des Zionismus befreien.

In seinem Artikel reißt Zileli North’ Rede aus dem Zusammenhang, und er wirft ihm vor, Putin „Ratschläge“ zu erteilen. In Wirklichkeit erläuterte North ausführlich die Haltung des IKVI zum Krieg in der Ukraine, insbesondere in der Fragerunde am Ende der Veranstaltung. Er erläuterte die kompromisslose Opposition des IKVI nicht nur gegen die USA und die Nato und deren Stellvertreter in der Ukraine, sondern auch gegen das Putin-Regime in Russland und dessen Einmarsch in die Ukraine.

Zileli ist in seinem Artikel unaufrichtig, denn er erwähnt nicht, dass er selbst während der Fragerunde das Wort ergriff und ausdrücklich für das von den USA und der Nato unterstützte ukrainische Regime Stellung bezog. Auch verschweigt er, dass North eine umfassende Erklärung zu diesem Thema abgab. Sowohl der Moderator der Veranstaltung als auch North gaben Zileli die Möglichkeit, seine politischen Differenzen offen zum Ausdruck zu bringen.

In seinen Ausführungen erklärte Zileli: „Bis heute wusste ich, dass die Ukraine von Russland besetzt ist. Hier habe ich das gelernt: Die Ukraine überfällt Russland. Ich denke, das ist eine Verzerrung der Tatsachen. So etwas gibt es nicht. Es ist Russland, das die Besetzung begonnen hat und sie fortsetzt. Die Ukraine führt einen Verteidigungskrieg.“ Das ist eine klare Parteinahme für die unbegrenzte politische, militärische und finanzielle Unterstützung der imperialistischen Mächte für die Ukraine.

In seinem Vortrag warnte North davor, dass eine Eskalation der USA und der Nato gegen Russland einen Vergeltungsschlag des Putin-Regimes provozieren könnte, der zu einer globalen Katastrophe führen würde.

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Norths umfassende Antwort auf Zilelis Einwand in der Fragerunde war eine prägnante Zusammenfassung der Haltung der trotzkistischen Bewegung zum Ukraine-Krieg. Wir zitieren diese Antwort im Folgenden vollständig:

Bei der Analyse eines Kriegs ist die unwichtigste aller Fragen, wer den ersten Schuss abgegeben hat. Kriege haben immer tiefe historische und politische Wurzeln. Was die Ursprünge des Ukrainekriegs angeht, so halte ich es für naiv und falsch, den Krieg so zu betrachten, als habe er einfach im Februar 2022 begonnen. Die Umstände, die zu diesem Krieg geführt haben, haben viel tiefere historische Wurzeln. Es kommt darauf an, wie weit man zurückgehen will.

Natürlich muss man mindestens bis zur Auflösung der Sowjetunion selbst zurückgehen, denn der Konflikt, der zwischen Russland und der Ukraine entstanden ist, ist mit den Umständen verbunden, die nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden sind.

Aber ich möchte darauf hinweisen, dass ich nur zwei Monate vor der Auflösung der Sowjetunion, im Dezember 1991, im Oktober 1991 in Kiew gesprochen und davor gewarnt habe, dass eine der Folgen des Zusammenbruchs der UdSSR die Verschärfung der nationalen Konflikte zwischen verschiedenen Fraktionen der russischen und ukrainischen stalinistischen Bürokratie sein würde.

Ich möchte darauf hinweisen, dass das, was ich jetzt sagen werde, die Erklärung einer politischen Tendenz ist, die sowohl der ukrainischen als auch der russischen Regierung entgegensteht. Keine der beiden Regierungen hat einen fortschrittlichen Charakter.

Dennoch gibt es zahlreiche empirische Belege dafür, dass der russischen Regierung zum Zeitpunkt der Auflösung der Sowjetunion zugesichert wurde, dass die Nato den Zusammenbruch der Sowjetunion nicht dazu nutzen würde, ihre Streitkräfte nach Osten auszuweiten. Tatsache ist, dass die Grenzen der Nato seit 1991 um fast 1300 Kilometer nach Osten verschoben wurden. Viele Länder, die formell entweder zur Sowjetunion gehörten oder mit dem Warschauer Pakt, dem sowjetischen Verteidigungssystem, verbunden waren, wurden in die Nato aufgenommen.

Werfen wir nun einen Blick auf einen jüngeren Zeitraum. Im Jahr 2014 inszenierten die Vereinigten Staaten und Deutschland den Sturz der gewählten ukrainischen Regierung, die sogenannten Maidan-Ereignisse. Und sie brachten auf dieser Grundlage eine rechtsextreme politische Kraft an die Macht. Ich meine, die Geschichte des ukrainischen Nationalismus, insbesondere des Nationalismus, der im westlichen Teil der Ukraine entstand, gehört zu den schmutzigsten der modernen Geschichte. Die ukrainische Nationalbewegung um Stepan Bandera, die Organisation Ukrainischer Nationalisten, war während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis verbündet.

Es gibt nichts Fortschrittliches an der ukrainischen Nationalbewegung. Und seit 2014, dem Jahr des Putsches, gibt es einen fast ununterbrochenen militärischen Konflikt, in dem die überwiegend russischsprachigen Ostukrainer rund 14.000 Tote zu beklagen haben.

Das rechtfertigt nicht den russischen Einmarsch in die Ukraine, und wir rechtfertigen ihn auch nicht. Das Regime von Putin ist selbst ein reaktionäres kapitalistisches Regime, und als solches hat es versucht, die durch die Nato-Erweiterung aufgeworfenen Probleme auf reaktionäre Weise zu lösen. Es hat sich nicht an die Arbeiterklasse Russlands gewandt. Es hat sich nicht an die Arbeiterklasse Europas und der Ukraine gewandt. Der Krieg, den es führt, spielt in Wirklichkeit den Imperialisten in die Hände.

North ging im Folgenden eindringlich auf den Fall des ukrainischen Trotzkisten Bogdan Syrotjuk ein, der am 25. April vom ukrainischen Regime wegen seiner prinzipiellen revolutionären und internationalistischen Haltung verhaftet worden war. North sagte:

Ich möchte darauf hinweisen, dass unsere Bewegung, das Internationale Komitee der Vierten Internationale, sowohl in der Ukraine als auch in Russland politische Unterstützer hat. Sie sind organisiert in der Jungen Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL), stellen sich sowohl gegen Selenskyj als auch Putin und fordern die Einheit der russischen und ukrainischen Arbeiter.

Und weil der Führer der YGBL, Bogdan Syrotjuk, der in der Südukraine lebt, diese Position vertritt, wurde er, von der Regierung verhaftet und wird seit drei Monaten gefangen gehalten.

Unsere Opposition gegen den Einmarsch in die Ukraine ist eine Opposition von links und nicht von rechts. Der Krieg, den die Nato führt, ist ein Stellvertreterkrieg. Das Leben von Hunderttausenden von Ukrainern wurde für die Interessen des amerikanischen und europäischen Imperialismus geopfert.

Diejenigen, die die Außenpolitik der USA analysiert haben, waren vom Ausbruch des Kriegs nicht überrascht. Die Ukraine hat enorme geostrategische Bedeutung für den amerikanischen und europäischen Imperialismus. Sie verfügt nicht nur über riesige Rohstoffvorkommen, die für die moderne kapitalistische Industrie lebenswichtig sind. Die Niederlage Russlands würde unweigerlich auch zum Zerfall des russischen Staats und zur Umwandlung des heutigen Russlands in eine ganze Reihe von Minikolonien des amerikanischen und europäischen Imperialismus führen.

Zileli behauptet auch: „Russlands Aggression gegen die Ukraine, nicht der Expansionismus der Nato, war der Grund für die plötzliche Entscheidung unbeteiligter Länder wie der Schweiz [sic] und Finnlands, der Nato beizutreten.“

Die herrschenden Klassen Schwedens (nicht der Schweiz) und Finnlands, der „unbeteiligten“ Länder, deren Beitritt zur Nato (der imperialistischen Kriegsorganisation, der auch die Türkei angehört) Zileli inmitten des Kriegs gegen Russland rechtfertigt, können auf eine lange antisowjetische und antirussische Geschichte zurückblicken, die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreicht. Die schwedische herrschende Klasse will schon seit Jahrzehnten der Nato beitreten und hat schon vor dem Beitritt zum Bündnis eng mit den US-amerikanischen und europäischen Geheimdiensten zusammengearbeitet, insbesondere gegen Russland. Die finnische Bourgeoisie hat eine schmutzige Bilanz der Zusammenarbeit mit den imperialistischen Mächten gegen das Sowjetregime nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Zileli fragt auch zynisch nach Norths Antwort auf John Kelly, einen britischen Akademiker, der in den letzten sechs Jahren zwei Bücher geschrieben hat, in denen er den Trotzkismus anprangert: „Was geht uns das an?“ Doch die Antwort an Professor Kelly stand ganz im Einklang mit dem Hauptthema von Norths Vortrag. In seiner Rede sagte North:

Wir würdigen nicht nur den Mann, der neben Lenin als der größte marxistische Theoretiker und Revolutionär des 20. Jahrhunderts gilt. Wir erkennen auch an, dass Trotzkis politisches Vermächtnis einen einzigartigen Platz in der heutigen Weltpolitik einnimmt.

Trotzkis politische Konzeptionen lediglich als „relevant“ zu bezeichnen, ist eine gewaltige Untertreibung. Ohne ein systematisches Studium von Trotzkis Schriften kann man die politischen Widersprüche der heutigen Welt – die sich unter anderem in einem weltweiten Wiederaufleben des Faschismus manifestieren – nicht verstehen. Seine Theorie der permanenten Revolution ist für die Strategie und Praxis des internationalen Sozialismus – d. h. für den Kampf um die Zukunft der Menschheit – ebenso wichtig wie die Theorien von Einstein und Heisenberg für das physikalische Verständnis des Universums.

In diesem Zusammenhang ging North auf die aktuellen Angriffe auf den Trotzkismus ein. In der Tat findet Zileli in Norths Antwort an Kelly eine tiefgreifende Kritik an den Ansichten, die er selbst teilt. Sowohl Zileli als auch Kelly halten Trotzki und den Trotzkismus für „irrelevant“. Man kann nicht umhin, sich zu fragen, warum diese „irrelevante“ politische Bewegung Kelly und nun auch Zileli so sehr umtreibt.

Was diese Reaktion provoziert hat, ist die prinzipielle Loyalität von Leo Trotzki und den Erben der von ihm gegründeten politischen Bewegung für eine revolutionäre Perspektive und historische Wahrheit. Die Äußerungen von North machen das absolut klar.

Ali Ercan Akpolat, Bürgermeister von Büyükada

In seinem Artikel versucht Zileli auch, die Abhaltung einer Gedenkveranstaltung für Trotzki anzugreifen, die auf einer prinzipiellen gemeinsamen Grundlage zwischen dem Internationalen Komitee und der Verwaltung der Gemeinde Adalar stattfindet. Die politische Grundlage für diese Veranstaltung ist die prinzipielle Haltung der Verwaltung des früheren Bürgermeisters Erdem Gül und des neu gewählten Bürgermeisters Ali Ercan Akpolat zur historischen und kulturellen Bedeutung von Trotzkis Jahren in Prinkipo. Diese Haltung spiegelte sich in der Eröffnungsrede Akpolats auf der Veranstaltung wie folgt wider:

Wir sind heute wegen eines Ereignisses von historischer und aktueller politischer Bedeutung hier. Es ist 91 Jahre her, dass Leo Trotzki, der unbeugsame Verteidiger der Arbeiterklasse, der für eine egalitäre Welt kämpfte und dafür sein Leben gab, Büyükada verließ.

Es ist auch der 84. Jahrestag seiner Ermordung im Jahr 1940. Aus diesem Anlass gedenke ich seiner mit Respekt.

Trotzki ließ sich 1929 in Büyükada nieder und verbrachte vier Jahre hier auf unserer Insel. In seinem Haus auf der Insel schrieb er die wichtigsten seiner Werke, die von einer freien und egalitären Welt ausgehen. Sein Leben war mit den Höhen und Tiefen des Klassenkampfs verwoben. Und heute werden wir über die Welt im Chaos im Lichte von Trotzkis Traum, Kampf und Werk sprechen.

Wir verfügen über ein international bedeutendes historisches und kulturelles Erbe, das Trotzki hinterlassen hat, und das seit vielen Jahren vernachlässigt worden ist. Unser Ziel ist es, das Haus, in dem Trotzki in Büyükada lebte, zu restaurieren und in eine internationale Bibliothek und ein Museum zu verwandeln. Unsere Forschungen und Arbeiten in dieser Richtung sind noch nicht abgeschlossen. Wäre es nicht großartig, wenn dieses Haus, das jahrelang seinem Schicksal überlassen war, in ein Kulturzentrum umgewandelt würde, das seine Türen für die ganze Welt öffnet?

Zum Abschluss meiner Rede möchte ich Leo Trotzki und allen Revolutionären, die für eine bessere Welt gekämpft und einen hohen Preis gezahlt haben, meine Hochachtung aussprechen.

Die World Socialist Web Site und die Sosyalist Eşitlik Grubu begrüßen diese starken emotionalen Worte ebenso wie den prinzipiellen Einsatz für die Bewahrung von Trotzkis historischem und kulturellem Erbe. Wir werden weiterhin die Initiative unterstützen, Trotzki mit einer jährlichen internationalen Veranstaltung auf Büyükada zu gedenken, wo er vier Jahre verbrachte. Auch unterstützen wir das Vorhaben, das Trotzki-Haus in einer Weise zu restaurieren, die dieses großen Revolutionärs würdig ist, und es in ein Kulturzentrum zu verwandeln, das Arbeitern, Jugendlichen und Intellektuellen aus der ganzen Welt offen steht.

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