Tausende Verwundete und Dutzende Tote bei israelischen Terroranschlägen im Libanon

Ein Ersthelfer des Zivilschutzes transportiert einen Verwundeten, dessen Pager explodiert ist, in das al-Zahraa-Krankenhaus in Beirut, 17. September 2024 [AP Photo/Hussein Malla]

Am Dienstag verübte Israel einen koordinierten Anschlag im gesamten Libanon, bei dem mindestens zwölf Menschen getötet und etwa 2.800 verwundet wurden. Winzige Bomben, die in Tausenden von Pagern versteckt waren, explodierten gleichzeitig.

Am Mittwoch folgte ein weiterer Anschlag, bei dem Behördenangaben zufolge mindestens 20 Menschen getötet und mehr als 450 verletzt worden. Unter Berufung auf libanesische Sicherheitskreise berichtete die Deutsche Presse-Agentur, dass Walkie-Talkies von Hisbollah-Mitgliedern detoniert seien. Explosionen wurden aus der Hauptstadt Beirut und anderen Landesteilen gemeldet.

Die betroffenen Funkgeräte seien von der Hisbollah vor fünf Monaten gekauft worden, ungefähr zur gleichen Zeit wie die Pager, berichtete eine Sicherheitsquelle.

Wie Vertreter der US-Regierung der New York Times erklärten, wurden die Pager (Geräte zum Nachrichtenempfang) an Mitglieder der libanesischen Partei und der Milizorganisation Hisbollah verteilt. Tausende von ihnen explodierten wahllos in Häusern, Krankenhäusern, Schulen und Geschäften, wobei Umstehende getötet oder verletzt wurden. Zu den Verletzten gehört auch der iranische Botschafter im Libanon, Mojtaba Amani.

Der libanesische Gesundheitsminister Dr. Firas Al-Abyad erklärte: „Heute, um etwa 15:30 Uhr, kam eine große Zahl Verwundeter, die Pager-Kommunikationsgeräte bei sich hatten, in die Notaufnahmen der Krankenhäuser in folgenden Gebieten: Beirut und den Vororten, im Süden, vor allem Tyr und der Bekaa.

Bisher wurden in der Notfallaufnahme des Gesundheitsministeriums etwa 2.800 Verwundete erfasst, von denen sich 200 in lebensbedrohlichem Zustand befinden und Operationen oder eine Einweisung in die Intensivstation benötigen. Mehr als 150 Blutkonserven wurden zur Verfügung gestellt. Die vorläufige Zahl der Opfer beläuft sich auf neun, darunter ein achtjähriges Mädchen.

Die meisten der festgestellten Verletzungen verteilten sich auf Gesicht, Bauch, Hände und Augen.“

Seitdem hat sich die Opferzahl auf zwölf erhöht. Israels Regime hat bei diesem Anschlag gleich mehrere Kriegsverbrechen verübt. Es verstieß gegen das Kriegsvölkerrecht aufgrund von Mordanschlägen, Heimtücke und wahlloser Bombardierung.

Der NSA-Whistleblower Edward Snowden kommentierte den Anschlag: „Was Israel gerade getan hat, ist in jeglicher Hinsicht rücksichtslos. Sie haben zahllose Menschen in die Luft gesprengt, die Auto fuhren (die Autos gerieten außer Kontrolle), die gerade beim Einkaufen waren (ihre Kinder sind im Kinderwagen hinter ihnen in der Schlange an der Kasse) usw. Das unterscheidet sich durch nichts von Terrorismus.“

Der ehemalige israelische Regierungssprecher Eylon Levi reagierte auf die weltweite Empörung über den Massenmord, indem er den Anschlag verteidigte: „Es war buchstäblich ein Anschlag auf persönliche Geräte, die nur Funktionäre einer Terrororganisation erhalten haben. Das ist die Definition eines gezielten Anti-Terror-Angriffs.“

Auch der US-Senator John Fetterman (Demokraten) verteidigte die Bombenanschläge in einem Beitrag auf X: „Ich unterstütze uneingeschränkt die Bestrebungen, eine existenzielle Bedrohung wie die Hisbollah ins Visier zu nehmen und zu neutralisieren.“ Zuvor hatte er einen Screenshot des Nachrichtenbeitrags über den Angriff geteilt.

Die New York Times schrieb unter Berufung auf US-Regierungsvertreter: „Israel hat Sprengstoff in einer Lieferung von Pagern versteckt, die aus Taiwan in den Libanon importiert wurden.

Der Sprengstoff, teilweise nur ein oder zwei Unzen, wurde laut zwei US-Vertretern in jedem Pager neben der Batterie eingefügt. Die Pager, welche die Hisbollah von der Firma Gold Apollo in Taiwan bestellt hatte, wurden laut einigen US-Vertretern vor der Ankunft im Libanon manipuliert.“

Die Angriffe ereigneten sich nur 24 Stunden nach einem Treffen des israelischen Sicherheitskabinetts, das erklärte, es habe „die Kriegsziele aktualisiert“. Nach den Anschlägen vom 7. Oktober richtete sich der Krieg gegen die Hamas. Nun soll auch die Rückkehr der israelischen Bewohner in den Norden Israels als Kriegsziel gelten – ein Euphemismus für die Eskalation des Kriegs gegen den Libanon.

Im August startete Israel seinen größten Angriff auf den Südlibanon seit 2006, an dem mehr als 100 Kampfflugzeuge beteiligt waren. Laut den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) wurden mehr als 40 Ziele angegriffen.

Israels Angriffe auf den Libanon sind Teil der Kriegseskalation im gesamten Nahen Osten, die von den USA unterstützt wird und Iran zum Hauptziel hat. Gleichzeitig finanzieren die Vereinigten Staaten Israels Völkermord in Gaza, der bereits mehr als 40.000 Todesopfer gefordert hat.

Im April wurde bei einem israelischen Angriff auf Damaskus eine Gruppe iranischer Offiziere getötet, woraufhin der Iran Israel mit 300 Raketen und Drohnen angriff, von denen fast alle abgefangen wurden.

Im Juli wurde Fuad Shukr, ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah, durch einen israelischen Angriff in Beirut ermordet, gefolgt von der Ermordung des politischen Führers der Hamas, Ismail Haniyeh, in einem Gästehaus des Militärs im Iran.

Diesen Angriffen war der Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Washington vorausgegangen, wo er versprach, den Völkermord in Gaza zu einem Krieg gegen den Libanon und den Iran auszuweiten.

Nach seiner Rede im Kongress traf sich Netanjahu mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die versprach: „Ich werde immer dafür sorgen, dass Israel in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen, auch gegen den Iran und vom Iran unterstützte Milizen wie die Hamas und die Hisbollah.“

In der Präsidentschaftsdebatte in diesem Monat hatten Harris und der ehemalige US-Präsident Donald Trump ihre unmissverständliche Unterstützung für den Völkermord in Gaza bekundet und den Iran sowie den Libanon bedroht.

Während Israel seine Angriffe auf den Libanon ausweitet, setzt es gleichzeitig seinen Massenmord, das Aushungern und die ethnische Säuberung der Bevölkerung des Gazastreifens fort und verschärft sie.

Am Montag veröffentlichte das Gesundheitsministerium von Gaza die Namen von 34.344 Palästinensern, die seit Beginn des Völkermords durch israelische Massaker getötet wurden. Diese Zahl berücksichtigt jedoch weder die Vermissten noch die an Hunger und Krankheit Verstorbenen.

Auf den ersten 14 Seiten des Dokuments sind 710 Babys unter einem Jahr aufgeführt. Insgesamt umfasst die Liste die Namen von 11.355 Kindern unter 18 Jahren.

Im Oktober 2023 warnte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder, der Gazastreifen werde zu einem „Friedhof für Kinder“.

Er fügte hinzu: „Unsere schlimmsten Befürchtungen, dass die Zahl der getöteten Kinder erst ins Zweistellige, dann ins Drei- und schließlich ins Vierstellige steigen würde, haben sich in nur zwei Wochen bewahrheitet. Die Zahlen sind erschütternd. Der Gazastreifen ist zum Friedhof für Tausende von Kindern geworden. Für alle anderen ist er die Hölle auf Erden.“

Die Veröffentlichung der Liste mit Tausenden Kindern, die vom israelischen Militär getötet wurden, hat diese Warnungen auf erschreckende Weise bestätigt.

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