Der Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie, den die IG Metall ohne Abstimmung in den Betrieben und trotz des erklärten Widerstands vieler Mitglieder vereinbart hat, leitet ein neues Stadium in der Auseinandersetzung mit dem Gewerkschaftsapparat ein.
Schon bisher waren viele Metaller empört über Tarifabschlüsse unter der Inflationsrate, fruchtlose Pseudoproteste gegen Werksschließungen, denen die IGM-Funktionäre längst zugestimmt hatten, und die Einschüchterung von jedem, der dagegen aufmuckt, durch Betriebsräte und Vertrauensleute. Nicht wenige haben der Gewerkschaft längst den Rücken gekehrt.
Doch der Tarifvertrag, der in den vergangenen Tagen in den Pilot-Bezirken Bayern und Küste ausgehandelt wurde und jetzt von allen anderen Tarif-Bezirken übernommen wird, bedeutet eine neue Dimension des gewerkschaftlichen Verrats und Ausverkaufs.
Die hochbezahlten, von den Unternehmen gekauften Bürokraten, die in den Verhandlungs- und Tarifkommissionen und oft auch noch in mehreren Aufsichtsräten sitzen, haben einen Knebelvertrag durchgesetzt. Die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie sollen erneut massive Reallohnsenkung akzeptieren, um höhere Profite und die militärische Aufrüstung zu finanzieren. Mit der langen Laufzeit von 25 Monaten und der damit verbunden „Friedenspflicht“ sollen sie darüber hinaus daran gehindert werden, gegen die bereits angekündigten Massenentlassungen in vielen Betrieben und gegen Werksschließungen zu kämpfen.
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Tarifabschlusses entlud sich auf der IGM-Facebook-Seite ein Sturm der Empörung. Hier einige Zitate.
Andrè schreibt ironisch: „Danke für diesen Kaufkraftverlust.“
Andy meint: „Den Abschluss kann man auch einen Tag später nicht schönreden. Anstatt 18 Stunden am Verhandlungstisch zu sitzen, lieber auf die Straße!“
Stefan beschwert sich: „Die meisten Zahlungen T-Zug oder die 3,1 % sehen wir erst 2026!“
Ralf antwortet: „Wenn wir da noch Arbeit haben!“
Matthias überlegt: „So langsam sollte man mal darüber nachdenken, den Kasperverein zu verlassen. Das Ergebnis ist wieder einmal mehr als erbärmlich. […] Bin leider schwer enttäuscht.“
Valentin schreibt: „Ohne die Gewerkschaftsführung wäre noch viel mehr drin gewesen…“
Dennis schlägt daher vor: „Aufgrund der vielen negativen Reaktionen wäre es doch fair, wenn wir, die Mitglieder über das Ergebnis entscheiden, ob es angenommen wird oder ob man weiterverhandelt.“
Markus stimmt zu: „Deswegen fordere ich Urabstimmung.“
Auch Mario schreibt: „Das Ergebnis müsste von den Mitgliedern abgestimmt werden.“
Um die weit verbreitete Opposition zu einem ernsthaften Kampf zu entwickeln, mit dem die Diktatur des IGM-Apparats durchbrochen und die Macht der Basis entwickelt werden kann, ist es notwendig, die politischen Hintergründe des Tarifdiktats zu verstehen und unabhängige Aktionskomitees aufzubauen, die eine Urabstimmung erzwingen und Kampfmaßnahmen gegen Entlassungen, Lohnraub und Sozialabbau vorbereiten.
Nach der Wahl von Donald Trump in den USA bereitet sich die deutsche Wirtschaft und Politik darauf vor, noch mehr Milliarden als bisher in die Aufrüstung und den Krieg gegen Russland zu stecken und den weltweiten Handelskrieg zu verschärfen. Das erfordert massive Angriffe auf die Arbeiterklasse, die die Kosten von Krieg und Handelskrieg zu tragen hat.
Die Gewerkschaften spielen eine Schlüsselrolle dabei, diese Angriffe durchzusetzen. Ihre Spitzenfunktionäre sind Mitglieder der SPD und arbeiten eng mit der Regierung zusammen. Sie unterstützen die Kriegspolitik und vereinbaren Lohnsenkung im Interesse der Konzerne.
IG-Metall-Chefin Christiane Benner und die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi verkörpern den abgehobenen Gewerkschaftsapparat, der sich völlig ins Regierungs- und Unternehmerlager eingereiht hat und gegenüber den Arbeitern als Ordnungsmacht auftritt. Fahimi war Generalsekretärin der SPD und Staatssekretärin im Arbeitsministerium.
Benner lobte den Tarifabschluss mit den Worten: „Die Sozialpartnerschaft ist der wichtigste Stabilitätsfaktor für Betriebe und Beschäftigte in unsicheren Zeiten. Wir finden gemeinsame Lösungen.“ Sie stellte den Abschluss als Vorbild für die politischen Parteien dar und forderte sie auf, partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, um Kriegspolitik, Lohnsenkung und Sozialabbau durchzusetzen.
Die Integration der Gewerkschaften in die Regierung und ihre Unterstützung der Aufrüstungs- und Kriegspolitik haben tiefe objektive Ursachen. Sie sind eng mit der Globalisierung der Produktion verbunden. Die weltweite Integration der Wirtschaft und die transnationalen Produktionsprozesse haben den Gewerkschaften den nationalen Boden entzogen, auf dem sie in der Vergangenheit begrenzte Sozialreformen vereinbaren konnten. Nun stellen sie sich im Kampf um Rohstoffe, Absatzmärkte und billige Arbeitskräfte uneingeschränkt hinter die deutschen Konzerne, spalten die Arbeiter und unterstützen Aufrüstung und Krieg.
Der miese Tarifabschluss zeigt, dass es nicht mehr möglich ist, einer Konfrontation mit dem Gewerkschaftsapparat auszuweichen. Es ist unmöglich, Arbeitsplätze, Löhne und soziale Rechte zu verteidigen, ohne die Diktatur der Gewerkschaftsapparate zu durchbrechen.
Der Aufbau unabhängiger Aktionskomitees gewinnt jetzt große Bedeutung. Der gemeinsamen Front aus Regierung, Unternehmen und Gewerkschaften muss die internationale Vereinigung der Arbeiterklasse entgegengesetzt werden. Diejenigen, die den ganzen gesellschaftlichen Reichtum schaffen und die ganze Last von Krieg und Krise tragen, müssen unabhängig ins politische Geschehen eingreifen und den großen Banken und Konzernen sowie ihren Handlangern in der Regierung entgegentreten.
Das erfordert eine Rebellion gegen die IG Metall und die Zurückweisung ihrer Politik der Klassenzusammenarbeit.
Dem Klassenkampf von oben muss der Kampf der Arbeiterklasse entgegengestellt werden. Durch den Aufbau von unabhängigen Aktionskomitees ist es möglich, Arbeiter über alle Grenzen hinweg zu vereinen und für eine Perspektive zu kämpfen, die die Rechte und Interessen der Arbeiter höher stellt als die Profitinteressen der Investoren, Spekulanten und Superreichen.
„Volkswagen und die anderen transnationalen Konzerne müssen in öffentliche Versorgungsbetriebe umgewandelt werden, die von den Arbeitern selbst zum Wohle aller Menschen geführt werden“, heißt es im Aufruf für eine globalen Kampagne gegen den Arbeitsplatzabbau der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (International Workers Alliance of Rank-and-File Committees, IWA-RFC). „Damit einhergehen muss der Aufbau einer Antikriegsbewegung in der Arbeiterklasse, denn der Wettlauf um Rohstoffe, Märkte und Versorgungsketten treibt den US-amerikanischen und europäischen Imperialismus zum Krieg.“
Wir rufen alle Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie und darüber hinaus auf: Durchbrecht die Diktatur des IG Metall-Apparats! Verlangt eine Urabstimmung und lehnt den Tarifvertrag ab. Beteiligt euch an der Gründung von Aktionskomitees und unterstützt den Aufbau der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP), die Arbeiter im Kampf gegen Massenentlassungen, Sozialkahlschlag und Krieg mit einer sozialistischen Perspektive bewaffnet.
Meldet euch per Whatsapp-Nachricht unter +491633378340 oder füllt das Formular aus. Es ist jetzt Zeit, aktiv zu werden, um eine Katastrophe zu verhindern.