212. Die ausdrückliche Veränderung in der politischen Orientierung der WRP hatte zu immer stärkeren Differenzen mit der Workers League in den USA geführt. Die Workers League hatte auf Wohlforths Fahnenflucht reagiert, indem sie den Kampf gegen den Pablismus vertiefte und die Aufarbeitung der historischen Erfahrungen der trotzkistischen Bewegung ins Zentrum ihrer Arbeit rückte. Dies zeigte sich in der zentralen Rolle, die die Workers League in der Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“ spielte, wie auch in ihrer beständigen Orientierung hin zur Arbeiterklasse, die sich auf den Kampf zur Entwicklung sozialistischen Bewusstseins und marxistischer Führung stützte.
213. Besorgt über das politische Abdriften der WRP, setzte der nationale Sekretär der Workers League, David North, eine Diskussion mit dem Internationalen Komitee in Gang. 1982 legte er eine detaillierte Kritik von Healys Studien in dialektischem Materialismus vor. Er wies nach, wie sich in diesen Studien auch das Abrücken der Partei von ihrer trotzkistischen Orientierung ausdrückte. North schrieb:
„Seit mehreren Jahren (meiner Ansicht nach begann dies 1976 und fing erst 1978 zu dominieren an) hat sich das Internationale Komitee im Namen des Kampfes für den dialektischen Materialismus und gegen Propagandismus immer mehr von einem Kampf für den Trotzkismus abgewandt.“[69]
214. Mit Blick auf die Beziehungen der WRP zu bürgerlich nationalistischen Regimes im Nahen Osten fuhr er fort:
„Eine Vulgarisierung des Marxismus, die uns als „Kampf für die Dialektik“ angedreht worden ist, wurde von einer unmissverständlichen Abweichung zum Opportunismus innerhalb des Internationalen Komitees, besonders innerhalb der WRP begleitet… Marxistische Verteidigung von nationalen Befreiungsbewegungen und der Kampf gegen den Imperialismus wurden auf opportunistische Weise ausgelegt, nämlich als unkritische Unterstützung verschiedener bürgerlicher nationalistischer Regime.“[70]
215. Später sollten Slaughter und Banda behaupten, dass Healy allein die Revisionen der marxistischen Philosophie und den sie begleitenden Opportunismus zu verantworten hätte. Aber als Sekretär des Internationalen Komitees und als Generalsekretär der WRP und Teil einer Clique innerhalb der WRP-Führung spielten Slaughter und Banda bei der Unterdrückung von Norths Kritik eine entscheidende Rolle. Sie drohten, die Beziehungen mit der Workers League sofort abzubrechen, wenn die Kritik nicht zurückgezogen würde. Der Klasseninhalt ihrer Handlungen wurde in einem Brief Slaughters an die Workers League vom Dezember 1983 enthüllt, in dem er die US – Trotzkisten wegen ihrer „starken Betonung der ‚politischen Unabhängigkeit‘ der Arbeiterklasse“ angriff.
216. In einem Brief an Banda vom 23. Januar 1984 stellte North noch einmal fest, die Workers League sei
„äußerst besorgt über wachsende Anzeichen eines politischen Abdriftens auf Positionen …, die sowohl in ihren Schlussfolgerungen wie in ihrer Methode – sehr denen ähneln, die wir historisch dem Pablismus zugeschrieben haben… Anstatt auf die Perspektive des Aufbaus von Sektionen des Internationalen Komitees in jedem Land konzentrierte sich die Arbeit des IKs seit einer Reihe von Jahren auf die Entwicklung von Bündnissen mit verschiedenen bürgerlich nationalistischen Regimes und Befreiungsbewegungen. Der Inhalt dieser Bündnisse hat immer weniger eine klare Orientierung auf die Entwicklung unserer eigenen Kräfte widergespiegelt, den zentralen Punkt für den Kampf, die Führungsrolle des Proletariats im antiimperialistischen Kampf in den halbkolonialen Ländern durchzusetzen. Die gleichen Auffassungen, die wir bei der SWP in Bezug auf Algerien und Kuba Anfang der sechziger Jahre so heftig angriffen, erscheinen immer häufiger in unserer eigenen Presse.“[71]
217. North kam noch einmal auf diese Fragen in einem Bericht vom 11. Februar 1984 zurück, in dem er „ernsthafte und ehrliche Diskussionen“ forderte, um die politischen Differenzen beizulegen. Die WRP-Führung drohte erneut mit Spaltung. In einem Brief an Healy vom 16. Februar 1984 begrüßte Slaughter die „Niederschlagung“ des „Angriffs der US-Sektion“ und versprach, „wenn nötig, auch kompromisslos“ (auf dem eingeschlagenen Weg) fortzufahren.