Socialist Equality Party (Großbritannien)
Historische und internationale Grundlagen der Socialist Equality Party (Großbritannien)

Der Kampf um sozialistisches Bewusstsein

257. Die zentrale Frage, die diese Entwicklungen aufwarfen, war die Krise der politischen Perspektive der Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse war nicht in der Lage gewesen, eine eigene Antwort auf die Restauration des Kapitalismus zu geben, weil ihr Bewusstsein seit Jahrzehnten von den stalinistischen und sozialdemokratischen Bürokratien geprägt war. Hinzu kam der mörderische Feldzug, den Stalin gegen die Vertreter des revolutionären Marxismus geführt hatte. Diese Situation konnte nur durch einen Kampf überwunden werden, die sozialistischen Kultur in der Arbeiterklasse zu erneuern, die die Oktoberrevolution hervorgebracht hatte. Außerdem mussten die strategischen Lehren des zwanzigsten Jahrhunderts für die fortgeschrittenen Arbeiter wiederbelebt werden. Das 12. Plenum des Internationalen Komitees erklärte 1992:

„Es stimmt, dass ohne die spontane Entwicklung des Klassenkampfs keine revolutionäre Massenpartei entstehen kann. Aber es wäre sehr verkehrt, die Entwicklung der revolutionären Partei einfach als Ergebnis der spontanen ökonomischen Kämpfe der Arbeiterklasse oder selbst als direktes und unmittelbares Ergebnis des notwendigen Eingreifens der Partei in diese ökonomischen Kämpfe zu sehen. (…) Die Verschärfung des Klassenkampfs liefert die allgemeine Grundlage für die revolutionäre Bewegung. Aber sie schafft an sich nicht direkt und automatisch die politischen, intellektuellen und, könnte man hinzufügen, kulturellen Voraussetzungen für ihre Entwicklung, die insgesamt die historische Bühne für eine wirklich revolutionäre Situation vorbereiten.“[83]

258. Seit das Internationalen Komitee zu dieser Einschätzung gekommen ist, besteht ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit in einer nachhaltigen Kampagne, die postsowjetische Schule historischer Fälschung einer vernichtenden Kritik zu unterziehen. Diese Schule umfasst unterschiedliche intellektuelle Strömungen, darunter Ex-Stalinisten, selbsternannte Liberale und konservative Anti-Kommunisten. Sie alle eint die Verteufelung der Oktoberrevolution von 1917 als schrecklichen Fehler, ihr Beharren darauf, dass es zur liberalen kapitalistischen Demokratie keine Alternative gebe, dass der Leninismus zum Stalinismus geführt habe und dass Trotzki nicht anders, sondern höchstens schlimmer als Stalin gewesen sei.

Besonderes Merkmal dieses Trends ist die Häufigkeit britischer Historiker in der post-sowjetischen Schule der historischen Verfälschung, wie Eric Hobsbawm, Ian Thatcher, Geoffrey Swain und Robert Service, und ihr besonderes Augenmerk auf die Verleumdung Trotzkis. Dies bezeugt die in den herrschenden Kreisen und bei ihren intellektuellen Apologeten bestehende Anerkennung der hartnäckigen Gefahr, die der Trotzkismus für ihre Interessen darstellt.


[83]

David North, Der Kampf für den Marxismus und die Aufgaben der Vierten Internationale, Bericht vor dem 12.Plenum des IKVI, 11. März 1992, Vierte Internationale, Bd.19, Nr.1, S.78