Perspektive

Applaus im kanadischen Parlament für Nazi-Kriegsverbrecher entlarvt Nato-Krieg gegen Russland

Das kanadische Parlament applaudiert Jaroslaw Hunka, einem ehemaligen Mitglied der Waffen-SS Galizien. Ganz links (halb abgeschnitten) der Chef des kanadischen Verteidigungsstabs, General Wayne Eyre

Die stehenden Ovationen für ein Mitglied von Hitlers Waffen-SS, an denen sich sämtliche Abgeordneten des kanadischen Parlaments beteiligten, haben das Wesen des Kriegs, den die USA und die Nato in der Ukraine gegen Russland führen, vor der ganzen Welt bloßgestellt.

Die Szene, in der Premierminister Justin Trudeau und ausnahmslos alle Abgeordneten sich erhoben, um Jaroslaw Hunka, einem Mitglied der Waffen-SS-Division Galizien, zu huldigen, zeigt deutlich, dass die Vereinigten Staaten und die Nato diesen Krieg gegen Russland im Bündnis mit den reaktionärsten politischen Kräften der Welt führen.

Hunka ist ein Kriegsverbrecher, dessen Hände vom Blut der Millionen Opfer der Naziherrschaft triefen. Die Tatsache, dass man diesen Mann zum gefeierten Symbol des Nato-Kriegs gegen Russland erhebt, steht ganz im Einklang mit den räuberischen Zielen dieses Kriegs. Die imperialistischen Mächte, zu denen Kanada so gut wie Deutschland zählen, führen diesen Krieg, um Russland in den Status einer Halbkolonie zu versetzen. Dies tun sie im Bündnis mit den politischen Nachfahren von Kriegsverbrechern wie Hunka und des Naziregimes, für das er gekämpft hat.

Seit dem Vorfall im Parlament ist Kanadas herrschende Elite bemüht, die Realität zu verschleiern, um den Schaden zu begrenzen, und die Medien im In- und Ausland unterstützen sie dabei. Am Dienstag trat Parlamentspräsident Anthony Rota zurück, der Hunka während des Staatsbesuchs des ukrainischen Premiers Wolodomyr Selenskyj vorgestellt hatte. Der Rücktritt ist mit der absurden Behauptung verbunden, dies sei Rotas alleinige Entscheidung gewesen, und er habe über Hunkas politische Vergangenheit nicht Bescheid gewusst. Im Gespräch mit der New York Times behauptete Professorin Lori Turnbull, dass es für Rota „unangemessen und ungewöhnlich“ gewesen wäre, die Regierung zuvor zu informieren, wen er ins Parlament einladen werde. Der Parlamentspräsident sei „unabhängig“.

Die Behauptung ist absurd. Bei der Veranstaltung am 22. September handelte es sich um keine routinemäßige Parlamentssitzung, sondern um den Besuch des ukrainischen Staatschefs. Ottawa unterstützt die Ukraine im Krieg gegen Russland mit bisher über neun Milliarden Dollar an militärischer und finanzieller Hilfe. Jede Minute dieses offiziellen Staatsakts war im Voraus sorgfältig geplant und abgesprochen. Wer etwas anderes behauptet, hält seine Leser für dumm.

Bei seiner Vorstellung von Hunka sagte Rota: „Wir haben heute einen ukrainischen Kriegsveteranen aus dem Zweiten Weltkrieg hier im Saal, der für die ukrainische Unabhängigkeit gegen die Russen gekämpft hat und die Truppen auch heute, im Alter von 98 Jahren, immer noch unterstützt. Sein Name ist Jaroslaw Hunka, aber ich bin sehr stolz darauf, dass er aus North Bay und aus meinem Wahlkreis Nipissing-Timiskaming stammt. Er ist ein ukrainischer Held, ein kanadischer Held, und wir danken ihm für seinen Einsatz.“

Auch ohne jegliche Vorkenntnisse hätten diese Äußerungen allein schon jedermann, der kein politischer Analphabet ist, genügen müssen, um klar zu machen, dass Hunka ein Nazi war. Dies insbesondere in Kanada, dem Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg bekanntermaßen Zehntausende ukrainischer Faschisten und bis zu 2.000 Mitglieder der Waffen-SS mit offenen Armen aufgenommen hat. Doch alle Abgeordneten ohne Ausnahme – darunter der Chef des kanadischen Militärs, General Wayne Eyre, Trudeau und Selenskyj – erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten Hunka. Hinter dem Premierminister und dem ukrainischen Präsidenten stand die stellvertretende Premierministerin Chrystia Freeland, deren Großvater mütterlicherseits, Michail Tschomiak, Herausgeber der ukrainisch-sprachigen, faschistischen Zeitung Krakivs’ki Visti war. Diese Zeitung hatte die Gründung der Division Galizien gefeiert und während des gesamten Zweiten Weltkriegs antisemitische Hetze verbreitet.

Karina Gould, Vorsitzende der Regierungsfraktion, traf sich persönlich mit Hunka. Später erklärte sie der Times, dass sie „niemals in einer Million Jahren“ einem Nazi-Unterstützer Beifall spenden wollte. Tatsache ist jedoch, dass sie es getan hat, und Nichtwissen ist keine Entschuldigung. „Unwissen schützt vor Strafe nicht“, wie es sprichwörtlich heißt.

Selbst die Globe and Mail, das Sprachrohr der kanadischen Bourgeoisie, räumte in einem Leitartikel vom Mittwoch ein, dass es „noch ungeklärt“ sei, wie Hunka zu der Einladung während des Selenskyj-Besuchs gekommen war. Die Zeitung ist nervös, denn der Vorfall hat die Propagandafassade eines Kriegs für die ukrainische „Demokratie“ gründlich zerrissen. Die Ovationen für Hunka folgten auf eine Reihe von Veranstaltungen in Kanada und den Vereinigten Staaten, bei denen Faschisten des Asowschen Bataillons im Mittelpunkt standen. So zum Beispiel am 29. Juni bei einer Veranstaltung an der Stanford University.

Die Hunka-Huldigung war eine bewusste politische Provokation, die jedoch zum spektakulären Rohrkrepierer wurde. Nun wird verzweifelt versucht, das derart Offensichtliche zu leugnen, denn die stehenden Ovationen für einen Nazi-Kriegsverbrecher haben die Propaganda, um den Krieg gegen Russland zu verkaufen, gründlich entlarvt. Zur Rechtfertigung des Ukrainekriegs haben Politiker, Medien und Akademiker ein durch und durch geschichtsvergessenes Narrativ entwickelt, das auf der Leugnung all dessen beruht, was vor dem 24. Februar 2022 geschehen war. Unaufhörlichen haben sie das Gerede von „Putins unprovoziertem Angriffskrieg“ wiederholt und behauptet, in der Ukraine müsse die „Souveränität“ und „Demokratie“ verteidigt werden.

Bei dieser zynischen Operation hat man nicht bloß geflissentlich über den achtjährigen Krieg in der Ostukraine und den Putsch in Kiew 2014 hinweggesehen, der von faschistischen Kräften geführt wurde, und den der Westen angezettelt hatte. Darüber hinaus wurden die dreißig Jahre ununterbrochenen Krieges ausgeblendet, die der US-Imperialismus seit der Auflösung der Sowjetunion durch die stalinistische Bürokratie geführt hat. Infolge dieser Kriege sind Millionen von Toten zu beklagen.

Berauscht von ihrer eigenen Kriegspropaganda hofften die herrschenden Eliten, dass all‘ die schrecklichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts – vor allem der Vernichtungskrieg der Nazis gegen die Sowjetunion und die Ausrottung von sechs Millionen Juden im Holocaust – in Vergessenheit geraten sollten. Einem Bericht der CBC zufolge wies Trudeau am Mittwoch die Abgeordneten seiner liberalen Fraktion an, „tunlichst zu vermeiden, mit der Presse über Hunkas Einladung und das darauf Folgende zu sprechen. Wenn sie sich bedeckt hielten, würde sich der Medienrummel wohl legen.“

Trudeau machte sich auch nicht die Mühe, sich bei Russland zu entschuldigen, dessen Bürger den Großteil der fast 40 Millionen Menschen ausmachten, die im Zuge des Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion getötet worden sind. Schergen wie Hunka führten diesen Krieg im Auftrag des Nazi-Regimes.

Stattdessen richtete Trudeau seine öffentliche Entschuldigung am Mittwoch an Selenskyj. Tatsächlich hatte Selenskyj, der sehr wohl wusste, wer Hunka war, diesem im kanadischen Parlament applaudiert, gerade weil – nicht obwohl – dieser ein Nazi-Kriegsverbrecher ist. Dieses Verhalten Selenskyjs hat all‘ jene vollständig entlarvt, die den jüdischen Hintergrund des ukrainischen Präsidenten dazu nutzen, seine Verbindungen zu faschistischen Kräften zu leugnen.

Die „zufällige“ Einladung an Hunka und die stehenden Ovationen für ihn sind in der historischen Notwendigkeit des Kriegs begründet. Die Ereignisse vom Freitag können nur im Zusammenhang mit der dramatischen Eskalation des Kriegs gegen Russland verstanden werden, den die imperialistischen Mächte im Bündnis mit Faschisten führen.

Hunka seinerseits ist ein waschechter Vertreter des ukrainischen Nationalismus. Dieser ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts von Faschismus und Antisemitismus durchsetzt. In den 1930er und 1940er Jahren verbündeten sich ukrainische Nationalisten mit dem deutschen Faschismus, als dieser im Zweiten Weltkrieg seinen Feldzug für „Lebensraum im Osten“ unternahm und versuchte, die Sowjetunion zu zerstören. Heute steht der ukrainische Nationalismus an der Seite des amerikanischen, deutschen und kanadischen Imperialismus in einem Konflikt, der darauf abzielt, das Putin-Regime zu stürzen, Russland zu zerschlagen und die Kontrolle über dessen natürliche Ressourcen zu gewinnen. Diese Strategie findet im politischen Establishment Kanadas einhellige Unterstützung. Das ist der Grund, weshalb sie alle Hunka applaudierten.

Für die Imperialisten hätte die Entlarvung ihrer faschistischen Verbündeten durch die Ovationen für Hunka zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Selenskyj weilte zuvor in Washington zu Gesprächen mit US-Präsident Biden. Sein Kanada-Besuch zielte darauf ab, die Grundlagen für eine drastische Eskalation des Krieges zu schaffen, da die Frühjahrs-/Sommeroffensive der Ukraine in einer Sackgasse steckt. Unterstrichen wurde dies durch Angriffe auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte und andere Ziele auf der Krim, die mit Hilfe von Langstrecken-Präzisionsraketen aus Großbritannien erfolgten. Auch die USA haben ATACMS-Langstreckenraketen geschickt, die in der Lage sind, Ziele Hunderte Kilometer innerhalb Russlands zu treffen.

Die US-amerikanischen und europäischen Medien haben versucht, mit höchst oberflächlichen Berichten über die stehenden Ovationen für einen Nazi-Kriegsverbrecher hinwegzugehen. Dieselben Publikationen, die es jedes Mal feiern, wenn ein Denkmal für einen Revolutionsführer des 18. und 19. Jahrhunderts wegen dessen angeblich mangelnden Eifers bei der Abschaffung der Sklaverei zerstört wird, haben nichts dagegen einzuwenden, wenn das Parlament einer westlichen Großmacht einen Nazi feiert, der an der Ausrottung des europäischen Judentums beteiligt war.

Wie ist es zu dieser ekelerregenden Szenerie gekommen, bei der das Parlament einer großen westlichen „Demokratie“ den Veteran einer der abscheulichsten Organisationen der Menschheitsgeschichte: der Waffen-SS, feiert und ihm einstimmigen Beifall zollt? Ermöglicht hat dies eine korrupte und zynische Schicht der wohlhabenden oberen Mittelklasse, die die Kriegspropaganda der Imperialisten mit Haut und Haaren geschluckt hat.

Die überwiegende Mehrheit der Akademiker, einschließlich derer, die sich mit der Erforschung des Holocausts befassen, bewahren bis heute ein skandalöses und beschämendes Stillschweigen zu den groben Geschichtsfälschungen, die den USA/Nato-Krieg gegen Russland begleiten. Dazu gehören die Vertuschung der faschistischen Traditionen des ukrainischen Nationalismus und die Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus, der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Die Kriegsbefürworter haben jedes Engagement für historische Wahrheit aufgegeben und die seriöse Wissenschaft gegen ein Geschwätz über „Menschenrechte“ und „demokratische Werte“ eingetauscht. Eine solche Propaganda dient seit jeher den geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen des Imperialismus.

Es ist höchste Zeit, dass diejenigen Akademiker, die sich auch nur einen Funken politischer Prinzipien bewahrt haben, ihre Haltung überdenken und sich energisch gegen die nazifreundliche Kriegspropaganda aussprechen, wie sie im kanadischen Parlament offensichtlich geworden ist.

Die Arbeiterklasse kann jedoch nicht darauf warten. Die stehenden Ovationen eines ganzen „demokratischen“ Parlaments für einen Nazi-Kriegsverbrecher sind eine Warnung an die arbeitenden Menschen auf der ganzen Welt. Die gesellschaftlichen Kräfte, die für die größten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit verantwortlich sind, werden im Zug der Eskalation eines Krieges rehabilitiert, dessen potenzieller Blutzoll unermesslich ist. Der US/Nato-Krieg gegen Russland und die Förderung offen faschistischer Kräfte, die damit einhergeht, muss gestoppt werden!

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