Tesla kündigt mehr als 14.000 Entlassungen an, davon 3.000 in Deutschland

Am Sonntagabend kündigte Elon Musk, der Vorstandschef von Tesla und drittreichste Mann der Welt, den Abbau von zehn Prozent der globalen Belegschaft des Elektrofahrzeugherstellers an. Weltweit sind bei Tesla 140.000 Arbeiter beschäftigt, was bedeutet, dass mindestens 14.000 Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren werden.

Elon Musk, Vorstandschef von Tesla und SpaceX [AP Photo/Alessandra Tarantino]

Wie das Handelsblatt am Montag berichtete, liegen für die Tesla-Gigafactory in Grünheide östlich von Berlin zwar noch keine konkreten Angaben vor, es sei aber mit einem Abbau von 3.000 Stellen zu rechnen.

In einem Brief an die Beschäftigten schrieb Musk: „Während wir das Unternehmen auf die nächste Wachstumsphase vorbereiten, ist es äußerst wichtig, jeden Aspekt des Unternehmens auf Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen zu überprüfen.“, Es gebe nichts, was er mehr hasse, aber es müsse getan werden, damit das Unternehmen „schlank, innovativ und hungrig in den nächsten Wachstumszyklus eintritt“.

Dass dieser milliardenschwere Ausbeuter, der sein Vermögen durch die Spekulation mit Aktien und Kryptowährungen gemacht hat, Arbeitern erklärt, ihre Arbeitsplätze müssten der „Effizienz“ geopfert werden, ist eine bodenlose Heuchelei. Musk und andere Superreiche, deren Reichtum seit dem Ausbruch der Pandemie sprunghaft angestiegen ist, sind die bei weitem größte Verschwendung sozialer Ressourcen auf dem Planeten.

Das gehortete Vermögen von 187 Milliarden Dollar, das Musk persönlich kontrolliert, ist größer als das Bruttoinlandsprodukt ganzer Länder, wie Kuwait oder Ungarn. Musk regiert seine Unternehmen Tesla, SpaceX und Twitter/X wie persönliche Fürstentümer, wobei ihm X auch als Sprachrohr für seine rechtsextremen Ansichten dient.

In seinen Unternehmen gibt es ziemlich regelmäßig Massenentlassungen. So hat Tesla im Jahr 2022 zehn Prozent seiner Büro-Angestellten entlassen, und bei Twitter verloren Tausende von Beschäftigten fast sofort nach Musks Übernahme der Social-Media-Plattform ihre Stellen.

Viele Entlassungen bei Tesla begannen sofort am Montagmorgen. Laut Business Insider warteten die Arbeiter in einem Werk in Nevada zwei Stunden vor der Stechuhr, während das Management die entlassenen Arbeiter aus der Menge aussortierte. Anderen wurde erklärt, wenn ihre Werksausweise nicht mehr funktionierten, seien sie entlassen.

In den Augen von Musk und seinen Aktionären ist Tesla weniger ein Autohersteller als ein Spekulationsobjekt. Obwohl auf das Unternehmen weniger als zwei Prozent der weltweiten Autoverkäufe entfallen, hat es eine Marktkapitalisierung von mehr als 510 Milliarden Dollar, mehr als jeder andere Autokonzern. Doch letztes Jahr sanken die Verkäufe des Unternehmens erstmals seit 2020 auf 1,8 Millionen, und sein massiv überbewerteter Börsenwert ist seit seinem Höchststand von über einer Billion Dollar um etwa die Hälfte gesunken.

Weltweite Angriffe auf Arbeitsplätze

Die Entlassungen gehen nicht nur auf die maßlose Gier von Elon Musk und seinen Aktionären zurück. Sie sind Bestandteil eines allgemeinen Angriffs auf die Arbeitsplätze in Industriebranchen auf der ganzen Welt. Die treibenden Kräfte dabei sind die Biden-Regierung, die US-Bundesbank und ihre Pendants in anderen Ländern. Sie nutzen hohe Zinssätze, von den Gewerkschaften vereinbarte niedrige Tarifabschlüsse und neue arbeitssparende Technologien als Waffe, um den wachsenden Widerstand der Arbeiterklasse durch Massenarbeitslosigkeit zu zerschlagen.

Damit sollen nicht nur die Profite der Konzerne gesteigert, sondern auch Mittel für Kriege freigesetzt werden, wie die immer weiter eskalierenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die weit fortgeschrittenen Kriegspläne gegen China. Washington betrachtet insbesondere den globalen Elektrofahrzeug-Markt als wichtiges Schlachtfeld im Kampf gegen China, das derzeit einen Vorsprung vor seinen westlichen Konkurrenten hat. Der chinesische Autokonzern BYD hat Anfang des Jahres Tesla als größten Elektrofahrzeugbauer der Welt überholt. Ohne Tesla, dem mit Abstand größten amerikanischen Elektrofahrzeughersteller, lägen die USA vermutlich noch viel weiter zurück.

Die gleiche Technologie könnte und sollte dazu benutzt werden, um die Arbeitsbelastung zu verringern, die Löhne zu erhöhen und die verfallende soziale Infrastruktur zu sanieren. Dass wissenschaftliche Entwicklungen im kapitalistischen Profitsystem stattdessen dazu dienen, Ausbeutung und Ungleichheit zu verstärken, verdeutlicht den völlig irrationalen und überholten Charakter dieser Wirtschaftsform.

Anfang des Monats hieß es in einem Bericht des Unternehmensberaters Challenger, Gray & Christmas, dass US-Unternehmen im März mehr Entlassungen angekündigt haben als in irgendeinem anderen Monat seit Anfang 2023. Im März wurde der Abbau von mehr als 90.000 Stellen angekündigt, womit die Gesamtzahl im ersten Quartal des Jahres auf 257.254 gestiegen ist. Das ist mehr als zweimal so viel wie im vierten Quartal 2023.

Der größte Stellenabbau fand in der Technologiebranche statt, die auch jetzt führend beim Arbeitsplatzmassaker ist. Die Unternehmen entlassen relativ gut bezahlte Arbeitskräfte und setzen mehr und mehr künstliche Intelligenz ein. Auf dem vierten und fünften Platz lagen die Transportbranche und die Fertigungsindustrie mit 15.746 bzw. 9.214 Entlassungen, d.h. 483 bzw. 726 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres.

Gleichzeitig brüsten sich die Wirtschaftsmedien damit, dass die „Große Resignation vorbei ist“. Damit meinen sie die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und der bescheidene Anstieg der Löhner seit 2021, die die Arbeiter zu Streiks ermutigt haben.

Elektrofahrzeuge und KI in der Autoindustrie

Die Autoindustrie ist ein Brennpunkt des Arbeitsplatzabbaus. In den nächsten Jahren könnten dort weltweit Hunderttausende von Arbeitsplätzen wegfallen, da die Industrie sehr rasch zu Elektrofahrzeugen übergeht, die mit weniger Arbeitsleistung gebaut werden können, und sie zudem neue Automatisierungs-Technologien einführt. In der US-Autoindustrie wurden bereits in diesem Jahr Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut, darunter 200 Leiharbeiter bei Stellantis in Detroit vor einer Woche.

Die Detroit News veröffentlichte vor kurzem eine Titelstory, die sich umfassend mit den Auswirkungen der neuen Automatisierungs-Technologie befasste, die in der Industrie ebenfalls eingeführt wird. Darin hieß es: „Laut der International Federation of Robotics hat die globale Autoindustrie im Jahr 2022 135.000 neue Industrieroboter installiert. ... Der einzige Industriezweig, in dem mehr eingesetzt wurden, war die Elektronikbranche.“

Der Artikel schilderte die neuen Automatisierungs-Maßnahmen, die General Motors in seinem Fertigungswerk Fort Wayne einführt und die dort zum Abbau von 30 Arbeitsplätzen geführt haben, sowie die Automatisierung in Teilelagern. Dazu hieß es: „Das ist jedoch laut Vorständen und anderen Branchenexperten nur ein Vorgeschmack auf das, was noch bevorsteht.“ Die News erwähnte eine neue Fabrik des koreanischen Autobauers Hyundai in Singapur, in der „etwa 50 Prozent sämtlicher Aufgaben von 200 Robotern im Zusammenwirken mit Menschen ausgeführt werden“.

Die Rolle der Gewerkschaftsbürokratie

Tesla lässt in den USA zwar keine Gewerkschaften zu, die United Auto Workers (UAW) haben jedoch eine zentrale Rolle beim massiven Stellenabbau in der Autoindustrie gespielt, der nach dem wirkungslosen „Stand-Up-Streik“ im letzten Herbst und nach dem neuen Tarifvertrag erfolgte, der keine Vorkehrungen gegen Stellenabbau enthält.

Laut dem Artikel in der Detroit News ist die einzige Vorgabe zur Automatisierung in dem neuen Tarifvertrag, dass das Unternehmen „den Ortsverband der Gewerkschaft von der Einführung ,neuer oder hochmoderner Technologie‘ in Kenntnis setzen muss, um ,sinnvolle Diskussionen über deren Auswirkungen‘ zu ermöglichen. Wenn es zu ungelösten Problemen kommt, sieht der Tarifvertrag ein Beschwerdeverfahren vor.“

Während sich die UAW mit schlechtem Gewissen über die massiven Arbeitsplatzverluste ausschweigt, an deren Umsetzung sie faktisch beteiligt ist, ist UAW-Präsident Shawn Fain der neue Shootingstar. Er tritt regelmäßig mit Joe Biden auf, u.a. bei dessen Rede zur Lage der Nation letzten Monat und letzte Woche bei einem offiziellen Empfang im Weißen Haus für den japanischen Premierminister. Das zeigt, dass die herrschende Klasse den Diensten der Gewerkschaftsbürokratie bei der Disziplinierung der Arbeiterklasse größte politische Bedeutung beimisst.

Diese Funktion übt die Gewerkschaftsbürokratie in jeder Industriebranche aus. UPS hat den Abbau von mehr als 12.000 Arbeitsplätzen angekündigt, seit die Teamster-Gewerkschaft letztes Jahr auf ähnliche Weise einen Ausverkauf organisiert hat. Vor kurzem kündigte das Unternehmen Pläne an, mehr als 200 Niederlassungen zu schließen, und, wie es Vorstandschefin Carol Tomé formulierte, „alles zu automatisieren“. Gleichzeitig haben die Teamsters dieses Jahr sowohl Biden als auch Donald Trump zu „Diskussionsrunden mit Kandidaten“ in ihre Gewerkschaftszentrale eingeladen.

Der Widerstand gegen den Arbeitsplatzabbau nimmt zu. Doch überall kämpfen Arbeiter nicht nur gegen ein aggressives Management, sondern auch gegen korrupte, unternehmensfreundliche Gewerkschaftsapparate. Deshalb gewinnt der Aufbau unabhängiger Aktionskomitees große Bedeutung, um die Kontrolle der Gewerkschaftsapparate zu durchbrechen und die große Stärke der Autoarbeiter zu entwickeln.

In der US-Autoindustrie wurden bereits in Werken im gesamten Mittleren Westen der USA Aktionskomitees gegründet. Ein Komitee aus entlassenen Stellantis-Arbeitern veranstaltete kürzlich eine Protestkundgebung vor der UAW-Zentrale in der Innenstadt von Detroit.

Ein zentrales Thema, das in diesem Kampf aufgeworfen wird, ist die Kontrolle über die zunehmende Automatisierung und den Einsatz moderner Technologien. Diese Modernisierung der Produktion kann nur dann in progressiver Weise benutzt werden, wenn sie der Kontrolle der kapitalistischen Oligarchie entrissen und unter die Kontrolle der Arbeiter gebracht wird.

Das Aktionskomitee der UPS-Arbeiter erklärte vor kurzem:

Es muss eine Doppelherrschaft in den Betrieben geschaffen werden, bei der diese Komitees alle Aspekte des Betriebs überwachen, darunter Produktion, Gesundheit und Sicherheit. Dem angeblichen „Recht“ von UPS, zu tun, was es will, das von den Teamsters als sakrosankt hochgehalten wird, müssen wir unseren Willen zum Schutz von Arbeitsplätzen und unserem Lebensunterhalt entgegensetzen.

Zweifellos würde UPS unsere Forderungen als „unbezahlbar“ zurückweisen und behaupten, ihre Umsetzung würde dem Zweck der neuen Technologie zuwiderlaufen, Kosten zu senken und Gewinne zu steigern.

Doch die entscheidenden Dinge dürfen nicht von den Interessen einer Handvoll von Oligarchen und Wall-Street-Konzernen bestimmt werden, die UPS und andere Konzerne kontrollieren. Wenn sie die neuesten Entwicklungen nicht nutzen können, um unser Leben zu verbessern, sondern nur, um es zu verschlechtern, um sich zu bereichern, haben sie kein Recht, diese Säulen der Wirtschaft zu kontrollieren.

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