US-Staatsbürgerin im Westjordanland vom israelischen Militär getötet

Am Freitag wurde die 26-jährige türkisch-amerikanische politische Aktivistin Aysenur Ezgi Eygi im Westjordanland von israelischen Truppen getötet.

Palästinenser versammeln sich um die Leiche von Aysenur Ezgi Eygi (26), die von israelischen Sodlaten während der Teilnahme an Protesten gegen Siedlungen im Westjordanland getötet wurde. Aufgenommen in der Leichenhalle des Rafedia-Krankenhauses in Nablus, Westjordanland am 6. September 2024 [AP Photo]

Laut medizinischem Personal wurde Eygi in den Kopf getroffen und starb kurze Zeit später auf dem Weg zu einem Krankenhaus in Nablus. Die BBC berichtete: „Dr. Fouad Nafaa, der Leiter des Rafidia-Krankenhauses, in das Eygi aufgenommen wurde, bestätigte den Tod einer US-Staatsbürgerin Mitte 20 durch einen ‚Schuss in den Kopf‘.“

Ein weiterer Demonstrationsteilnehmer erklärte, die junge Frau habe sich am Freitag erstmals an einer Veranstaltung der pro-palästinensischen International Solidarity Movement (ISM) beteiligt. Diese Organisation ausländischer Solidaritätsaktivisten hat u.a. palästinensische Bauern im Westjordanland vor Angriffen zionistischer Siedler geschützt.

Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete um 14:43 Uhr auf X: „Wie palästinensische Behörden der Türkei mitgeteilt haben, wurde die türkisch-amerikanische Aktivistin Aysenur Ezgi Eygi möglicherweise bewusst durch Scharfschützen getötet.“

Laut der Washington Post wurde Eygi während einer Protestveranstaltung gegen die Ausweitung einer jüdischen Siedlung in Beita im Gouvernement Nablus erschossen. Im Bericht der Post heißt es unter Berufung auf Augenzeugen, dass die israelischen Soldaten bei der Ankunft der ISM-Demonstranten am Freitag bereits an einer Stelle in Beita stationiert waren, an der das Freitagsgebet stattfinden sollte. Sobald das Gebet vorbei war, schossen die Soldaten mit Tränengas und scharfer Munition.

Das US-Außenministerium bestätigte Eygis Tod. Ministeriumssprecher Matthew Miller erklärte, Washington sammle „dringend weitere Informationen über die Umstände ihres Todes und wird sich ausführlicher äußern, sobald wir mehr wissen.“

Das Weiße Haus machte niemanden für den Tod verantwortlich und forderte Israel zu einer Untersuchung auf. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates Sean Savett erklärte, die USA seien „zutiefst vertört über den tragischen Todesfall“ im Westjordanland. US-Außenminister Antony Blinken beklagte während einer Reise in die Karibik den „tragischen Verlust“ und erklärte, die Regierung „konzentriert sich intensiv darauf, die Tatsachen zu erfahren.“

Laut Kopien von Eygis Reisepass, die im Internet zirkulieren, wurde sie in der Türkei geboren. Das türkische Außenministerium bestätigte, dass sie türkische Staatsbürgerin war und erklärte, Eygi sei von „israelischen Besatzungssoldaten in Nablus getötet worden“, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete den Vorfall als „barbarisch“.

Aysenur Ezgi Eygi

Jonathan Pollak, ein israelischer Aktivist der ISM, der gemeinsam mit Eygi bei der Veranstaltung war, erklärte, er habe „zwei getrennte Schüsse mit scharfer Munition nacheinander gehört... und dann hörte ich einen weiteren Schuss.“

Pollak erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Ich sah sie am Boden liegen, neben dem Baum, sie blutete am Kopf. Ich fühlte ihren Puls, er war sehr schwach, also holten wir einen Krankenwagen. Danach evakuierten wir sie zum medizinischen Versorgungszentrum, wo der Arzt in den Krankenwagen kam und bis zum Krankenhaus drinnen blieb. Dort haben sie erfolglos versucht, sie wiederzubeleben.“

Die Demonstranten der ISM erklärten, die Aktivisten hätten sich nach dem Beschuss mit Tränengas und Schusswaffen zu einem Hügel zurückgezogen, der etwa 180 Meter von der Stadt entfernt lag, in der die Soldaten stationiert waren. Pollakr erklärte, sie hätten dort etwa eine halbe Stunde lang gestanden. Die Washington Post berichtete: „Die Soldaten übernahmen ein Hausdach in der Stadt, angeblich um die Umgebung zu kontrollieren. Eygi befand sich laut Pollak und einer anderen Freiwilligen der ISM, die aus Angst vor Vergeltung nur mit ihrem Vornamen Mariam genannt werden will, in einem Olivenhain.“

Gegenüber Al Jazeera erklärte dieselbe Zeugin: „Die Soldaten waren auf dem Hügel, ein Scharfschütze auf dem Dach. Wir waren klar sichtbar für die Soldaten, und neben uns passierte nichts... Sie haben einfach zweimal mit scharfer Munition geschossen. Einmal trafen sie etwas Metallisches, danach direkt [Eygis] Kopf.“

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) erklärten, sie „untersuchen Berichte, laut denen in dem Gebiet eine ausländische Staatsbürgerin durch Schüsse getötet wurde.“ Weiter hieß es, Truppen der IDF seien im Raum Beita im nördlichen Westjordanland gewesen und hätten „mit Schüssen auf einen der wichtigsten Anstifter von gewaltsamen Aktivitäten reagiert, der Steine auf die Soldaten warf und eine Gefahr darstellte.“

Laut der ISM wurden in Beita seit 2021 siebzehn Personen bei pro-palästinensischen Demonstrationen getötet. Eygi, die aus Seattle (Washington) eintraf, war die dritte getötete Freiwillige seit 2003.

Rachel Corrie, eine 23-jährige Studentin und ISM-Aktivistin aus Olympia (Washington) wurde im März 2003 von einem Bulldozer des israelischen Militärs zerquetscht, als sie gegen die Zerstörung palästinensischer Häuser an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten protestierte. Während Corries brutale Ermordung weltweit verurteilt wurde, verteidigte das zionistische Regime sie. Die israelischen Gerichte kamen, mit Unterstützung durch die USA, zu dem Urteil, dass das Militär nicht für ihren Tod verantwortlich war.

Eygis Ermordung ereignete sich im Kontext des eskalierenden Angriffs auf das Westjordanland, den die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor zehn Tagen inmitten des anhaltenden Völkermordes im Gazastreifen verschärft hatte.

Im Rahmen des völkermörderischen zionistischen Vorhabens, die Palästinenser in den besetzten Gebieten zu töten oder zu vertreiben, ist das israelische Regime entschlossen, seinen „totalen Sieg“ sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland zu erlangen.

Laut Al Jazeera wurde eine dreizehnjährige Palästinenserin in ihrem Haus im Dorf Qarout im Westjordanland getötet. Von den lokalen Medien wurde sie als Bana Amjad Bakr identifiziert, im Bericht hieß es: „Laut Zeugen wurde das Dorf von dutzenden israelischen Siedlern unter dem Schutz israelischer Soldaten überfallen, was zu Zusammenstößen und Schießereien mit scharfer Munition in den Häusern der Einwohner führte. Bakr starb an Schusswunden im Oberkörper, laut ihrem Vater befand sie sich mit ihren Schwestern in ihrem Zimmer.“

Die israelische Seite erklärte am Freitag, sie werde seine Truppen aus Dschenin im Westjordanland nach einer neuntägigen Operation abziehen. Im Verlauf dieser Operation, die sich gegen das Flüchtlingslager mit 14.000 Palästinensern richtete, wurden tausende Einwohner aus dem Westjordanland vertrieben.

Die Bevölkerung hat begonnen, die Trümmer und den Schutt aufzuräumen, die bei der israelischen Operation von hunderten Soldaten und Polizisten im Schutz von Hubschraubern und Drohnen in der Stadt und dem Flüchtlingslager sowie den umliegenden Dörfern entstanden sind. Samaher Abu Nassa aus Dschenin erklärte gegenüber Al Jazeera: „Als sie kamen, haben sie alles mit Bulldozern zerstört. Sie haben nichts stehen gelassen.“

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