Bundeswehr rekrutiert immer mehr Minderjährige

Während Deutschland in der Ukraine einen Krieg gegen Russland führt und im Nahen Osten den Völkermord an den Palästinensern unterstützt, schreitet die Militarisierung der Gesellschaft immer weiter voran und macht auch vor Minderjährigen nicht halt. Im Gleichschritt mit der geplanten Wiedereinführung der Wehrpflicht werden gezielt Minderjährige von der Bundeswehr angeworben.

Bundeswehrpropaganda in der Berliner U-Bahn

So geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linkspartei hervor, dass im Jahr 2023 insgesamt 1996 Jugendliche unter 18 Jahren von der Bundeswehr rekrutiert wurden. Das sind knapp zehn Prozent der gesamten Neuzugänge dieses Jahres und ein bisheriges Allzeithoch. Dabei gingen die Zahlen in den letzten Jahren stark nach oben. Im Jahr 2022 wurden 1773 Minderjährige rekrutiert, 2021 waren es 1239 und 2020 1148. 2019, also im Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie, warb die Bundeswehr 1705 Minderjährige an. Insgesamt wurden damit in den letzten fünf Jahren 7861 Minderjährige rekrutiert.

Die zunehmende Rekrutierung von Minderjährigen geht einher mit der wachsenden Präsenz der Bundeswehr an Schulen und in anderen Bildungs- und Jugendeinrichtungen. Mittlerweile verfügt die Bundeswehr über 85 Jugendoffiziere, 2019 waren es noch 73. Offiziell definiert das Bundesverteidigungsministerium die Aufgaben der Jugendoffiziere wie folgt: „Die Jugendoffiziere der Bundeswehr stehen als kompetente Referenten zum Thema Verteidigungs- und Sicherheitspolitik und als Diskussionspartner bereit. Sie bieten dem interessierten Publikum ein breites Informationsangebot in Form von Vorträgen, Veranstaltungen und Bildungsreisen.“

Mit anderen Worten: die Jugendoffiziere fungieren als Propagandisten des Militarismus, deren Arbeit darin besteht, die Jugendlichen für die Armee zu begeistern und in die Kasernen zu locken. 2023 hielten die Jugendoffiziere über 3400 Vorträge an Schulen und Universitäten. Dabei erreichten sie laut Angaben der Bundesregierung fast 90.000 Schüler und Studenten. Fast 3000 von diesen besuchten dann Bundeswehreinrichtungen. Die Personalkosten für die Jugendoffiziere stiegen von 5,4 Millionen im Jahr 2019 auf 5,8 Millionen Euro im Jahr 2023.

Die Bundesregierung rechtfertigt die Rekrutierung von Minderjährigen mit dem Verweis darauf, dass diese nicht an der Waffe ausgebildet und auch nicht an Auslandseinsätzen teilnehmen würden. Damit ist der mögliche Kriegseinsatz nur aufgeschoben. Ab dem achtzehnten Lebensjahr werden die jungen Rekruten im Umgang mit scharfen Waffen ausgebildet und potentiell in Einsätze geschickt. Was ihnen dabei droht, sieht man in der Ukraine. Nach zweieinhalb Jahren Nato-Krieg sind dort Hunderttausende ukrainische und russische Soldaten tot und verwundet. Ukrainische Arbeiter und mittlerweile auch Jugendliche werden immer öfter von der Straße an die Front zwangsrekrutiert.

Im Zuge der ständigen Kriegseskalation werden derartige Methoden auch hier vorbereitet. Erst vor wenigen Tagen hat mit Hessen das erste Bundesland beschlossen, geflüchtete ukrainische Männer im wehrfähigen Alter, deren Papiere auslaufen, in die Ukraine zurückzuschicken – und damit als Kanonenfutter an die Front zu zwingen.

Die International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) verurteilen die Rekrutierung von Minderjährigen und die mörderische Kriegspolitik auf das Schärfste. Nach zwei Weltkriegen, in denen zehntausende Kinder und Jugendliche und Millionen Arbeiter für die Interessen der deutschen herrschenden Klasse verheizt wurden, herrscht in ganz Europa eine starke Antikriegsstimmung. So sprechen sich 59 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gegen die Rückkehr der Wehrpflicht aus, die die Bundesregierung vorbereitet. Seit Jahren sinken auch die Zahlen der Berufs- bzw. Zeitsoldaten stetig.

Auch die millionenschweren Werbekampagnen, die Jugendliche und junge Erwachsene zum Militär locken sollen, entfalten bisher kaum größere Wirkung. Die jüngste Kampagne der Bundeswehr, die hauptsächlich über die Plattformen Tik-Tok und YouTube läuft, soll vor allem ein junges Publikum ansprechen. Bei der sechs Millionen Euro teuren Kampagne „Explorers – Roadtrip durch die Bundeswehr“ arbeitet die Bundeswehr mit vier Influencern zusammen, die durch die verschiedensten Bereiche der Bundeswehr geführt werden. Dabei wird die Armee propagandistisch wie ein großer Abenteuerspielplatz präsentiert, mit sehr guten Karriere- und Aufstiegschancen.

Die Tatsache, dass die kleine Anfrage an die Bundesregierung von der Gruppe Die Linke stammt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese wie alle anderen bürgerlichen Parteien die ständige Militarisierung der Gesellschaft und die Kriegseinsätze der Bundeswehr unterstützt. Sie hat sich in der Ukraine von Anfang an hinter die Nato-Offensive gegen Russland gestellt und Waffenlieferungen an Kiew unterstützt. Die Linksjugend organisierte sogar eine Spendenkampagne für die von faschistischen Kräften durchsetze ukrainische Armee.

Auch den Völkermord Israels an den Palästinensern in Gaza hat Die Linke unterstützt. So wurde etwa am 10. Oktober vergangenen Jahres ein pro-israelischer Entschließungsantrag der Ampel-Parteien und der Union mit den Stimmen aller (!) Bundestagsabgeordneten der Linkspartei verabschiedet. Dietmar Bartsch, damals noch Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion der Linken, feierte den Antrag als „Beitrag Deutschlands im Kampf gegen den Terror“.

Anfragen, wie die zu den minderjährigen Rekruten, dienen der Linken vor allem dazu, ihre Rolle als Kriegspartei etwas zu verschleiern und zu verhindern, dass Arbeiter und Jugendliche, die den Militarismus ablehnen, sich unabhängig organisieren und einer sozialistischen Perspektive zuwenden.

Genau dafür kämpfen die IYSSE als Jugend- und Studierendenorganisation der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP) und der Vierten Internationale. Die einzige Möglichkeit, die Gefahr eines dritten Weltkriegs abzuwenden und die damit einhergehende Militarisierung der Jugend zu stoppen, besteht im Aufbau einer mächtigen Antikriegsbewegung der internationalen Arbeiterklasse auf der Grundlage eines sozialistischen Programms.

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