„Wir sind stark genug, um aufzustehen und uns zu wehren“

US-Autoindustrie: Streik bei Dakkota in Gefahr – UAW will zum fünften Mal abstimmen lassen

Wir rufen Arbeiter in der Autoindustrie auf: Füllt das Formular am Ende des Artikels aus, um euch in eurem Werk am Netzwerk der Aktionskomitees in der Autoindustrie zu beteiligen.

Streikende Arbeiter von Dakkota Integrated Systems in Chicago im August 2024

In ihrer mutigen Rebellion haben die streikenden Arbeiter beim Autozulieferer Dakkota vier Entwürfe der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) für einen Vertrag mit tiefen Einschnitten abgelehnt. Ihr Streik läuft jetzt Gefahr, beendet und verraten zu werden. Die UAW versuchte am Wochenende, eine fünfte Abstimmung durchzupeitschen, und zwar mit ständigen Drohungen und Erpressungen, dass die Arbeiter ausgesperrt werden und ihre Arbeitsplätze verlieren.

Ein Arbeiter bei Dakkota erklärte gegenüber der World Socialist Web Site: „Sie haben uns den gleichen Deal ein fünftes Mal vorgelegt. Sie haben nichts geändert. Es sind die gleichen Einschnitte.“

Den jüngsten Versuchen der UAW-Bürokratie, einen Vertrag mit Angriffen auf die Arbeiter zu erzwingen, muss eine wirkliche Strategie entgegengesetzt werden. Diese muss darauf gerichtet sein, die Arbeiter des von Dakkota belieferten Ford-Montagewerks in Chicago und alle Autoarbeiter bei den Big Three (Ford, Chrysler, General Motors) und bei anderen Zulieferfirmen zu mobilisieren, die bereits gegen Hungerlöhne, Arbeitsplatzabbau und Massenentlassungen kämpfen.

Als Reaktion auf die Initiative des Aktionskomitees bei Dakkota, das die Zurückweisung von Teilen aus Streikbruchproduktion forderte, versucht der UAW-Apparat, den Streik zu beenden und sein Übergreifen auf die Arbeiter bei Ford und weitere Unternehmen zu verhindern. Die konzernfreundliche UAW-Bürokratie ist bei den Arbeitern an der Basis allgemein verhasst und zunehmend isoliert sowie nervös wegen der wachsenden Rebellion der Arbeiter.

Am Mittwochnachmittag standen Arbeiter von Dakkota und Ford auf Streikposten vor dem Ford-Werk in Chicago. Sie hatten die jüngste Erklärung des Dakkota-Aktionskomitees dabei.

Die Flugblätter, die von Dakkota-Arbeitern verteilt wurden, lösten Unruhe und Wut unter Ford-Arbeitern aus, die empört darüber sind, dass sie Teile aus Streikbruchproduktion verarbeiten. Ein Ford-Arbeiter schrieb dazu auf Facebook: „Wie kann es sein, dass die Gewerkschaft den Ortsverband 3212 bei Dakkota im Stich lässt? Wenn ihre Mitgliedsbeiträge in den gleichen Topf fließen wie unsere, warum kehrt ihnen die UAW International dann den Rücken zu?“

Ein Dakkota-Arbeiter antwortete darauf: „Wir wissen eure Unterstützung zu schätzen, aber wir brauchen mehr. Sie wollen uns alle aussperren und unsere Gewerkschaft existiert praktisch nicht mehr. Die so genannte Führung unterstützt uns in keiner Weise.“

Wie Arbeiter am Mittwochabend berichteten, eilte der Präsident des UAW-Ortsverbands 3212 zu den Streikposten, um den Arbeitern mit Aussperrung zu drohen, falls sie den Vertrag nicht annehmen. Der jüngste Vertrag sieht für das erste Jahr nur eine Lohnerhöhung von einem Dollar für langjährige Arbeiter auf dann 22 Dollar pro Stunde vor. Bis 2027 sollen 26,50 Dollar erreicht werden. Berufseinsteiger sollen nur einen Armutslohn von zunächst 16,80 Dollar erhalten, der bis zum Auslaufen des Vertrags auf gerade einmal 18 Dollar steigen soll.

Ein Dakkota-Arbeiter erklärte: „Unser ,Gewerkschaftspräsident‘ kam zum Streikposten und sagte uns, dass wir uns wie Idioten benehmen würden, wenn wir den Streik fortsetzen. Wir sollten uns schämen, dass wir Dakkota in den Hintern treten, indem wir ihren tollen Deal ablehnen! Dann sprang er in seinen neuen Cadillac und fuhr zurück in sein klimatisiertes Gewerkschaftshaus!“

Er fügte hinzu: „Sie sind sauer, dass sie ihr Schwarzgeld nicht bekommen. Komisch, wir sind hunderte, die nur ein paar… und wir sind die Dummen?“

Ein anderer erklärte: „Ich denke, dass wir noch viel mehr verdienen. Es gibt Jobs im Einzelhandel, bei denen man mehr verdient. Die Leute, die dort gearbeitet haben, sollten keine 22 Dollar pro Stunde akzeptieren. So viel bekommt man bei Amazon als Berufseinsteiger. Viele haben lange Zeit nur so niedrige Lohnerhöhungen bekommen.“

Die Abschlüsse, die die UAW-Bürokratie ausgehandelt hat, sind ein Schlag ins Gesicht der Arbeiter, die mit galoppierender Inflation und Arbeitsbedingungen wie in Sweatshops konfrontiert sind. Gleichzeitig ist die Präsidentin des Unternehmens, Andra Rush, selbst fast Milliardärin. Laut Schätzungen hat das Unternehmen im Jahr 2023 über 1,1 Milliarden Dollar eingenommen.

Während des gesamten Streiks hat die UAW die Arbeiter auf Streikposten bewusst ausgehungert. Sie hat mehr als zwei Wochen lang kein Streikgeld gezahlt. Die Gewerkschafter haben die Arbeiter sogar angewiesen, ihre Getränke und ihre Plakate selbst zu bezahlen. Doch trotz aller Drohungen des Unternehmens und der Gewerkschaft haben die Arbeiter heldenhaft Widerstand geleistet.

Ein Arbeiter des Aktionskomitees erklärte: „Wir werden unter Druck gesetzt und bedroht. Wir saßen hier bei über 30 Grad, ohne Unterstützung der Gewerkschaft. Unser Ortsverbandspräsident kam vorbei, um das Gleiche über den gleichen Deal zu sagen. Danach brachte er aber keine Getränke, keine Plakate, gar nichts.“

Am Donnerstagabend schickte die UAW alle ihre Ortsfunktionäre aus, um die Arbeiter dazu zu bringen, den Ausverkauf zu akzeptieren. Sie erklärten an den Streikposten, dass diejenigen Arbeiter, die den Streikposten durchbrechen und an die Arbeit zurückkehrten, abstimmen dürften. Die Arbeiter reagierten darauf empört.

Ein Arbeiter erklärte in den sozialen Medien zur neuesten Provokation der UAW: „Wow! Jetzt erhöht die Gewerkschaft die Zahl der Stimmen, indem sie Mitglieder abstimmen lässt, die den Streikposten umgangen haben, um abzustimmen.“

Die UAW-Funktionäre versuchten am Donnerstagabend außerdem, ein Reporterteam der WSWS einzuschüchtern und erklärten den Arbeitern, sie sollten nicht auf „Agitatoren von außen“ oder diesen „sozialistischen Müll“ hören. Sie sind offensichtlich nervös darüber, dass die WSWS während des Streiks den wirklichen Stimmungen und Bedürfnissen der Arbeiter eine Stimme gegeben hat.

Dennoch sprachen die Arbeiter mit unseren Reportern und brachten weiterhin ihre Wut und ihren Widerstand zum Ausdruck, ebenso ihre Unterstützung dafür, dass allein die WSWS kontinuierlich über ihren Streik berichtet.

Ein Arbeiter schrieb auf Facebook: „Sie wollten uns spalten, uns dazu bringen, klein beizugeben, Angst zu haben, zu glauben, dass sie alle Macht haben. Aber letzten Endes fürchten sie uns, weil sie wissen, dass wir stark genug sind, aufzustehen und uns zu wehren. Jetzt ist es an der Zeit, ihnen zu zeigen, woraus wir gemacht sind! Egal, was als nächstes kommt, es war mir eine Ehre, an euer aller Seite zu stehen!“

Doch die Isolation des Streiks durch UAW-Präsident Shawn Fain und die Bürokratie spitzt sich jetzt zu. Die Arbeiter sind mit einer Situation konfrontiert, in der es um alles oder nichts geht, und sie müssen anfangen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Alles hängt davon ab, dass die Arbeiter bei Ford Chicago und in anderen wichtigen Werken rechtzeitig eingreifen.

Ein Mitglied des Dakkota-Aktionskomitees erklärte: „Wenn wir alle gleichzeitig streiken würden, hätte das eine größere Wirkung.“

Die Arbeiterin fügte hinzu: „Wenn die Arbeiter bei Ford Chicago keine Teile aus Streikbruchproduktion akzeptieren, könnten wir weiter kämpfen. Wir hätten ein größeres Unterstützungssystem. Die Gewerkschaft hätte keinen Spielraum, um uns mit Almosen abzuspeisen. Wir hätten mehr Unterstützung von unseren Kollegen für das, was wir wollen, und für noch mehr. Es gäbe einen echten Kampf.“

Die Intervention der Dakkota-Arbeiter bei den Ford-Arbeitern hat bereits Wirkung gezeigt. Arbeiter haben auf Facebook und untereinander ihre Wut und ihre Abscheu zum Ausdruck gebracht.

Ein Ford-Arbeiter aus Chicago erklärte: „Deshalb stößt mir dieses ,Gewerkschafts‘-Zeug in so vieler Hinsicht sauer auf! WAS IST MIT DEN KLEINEN LEUTEN?! Weil Dakkota klein und nicht so bekannt ist, haben Shawn Fain und der Rest der Gewerkschaft keine Zeit für sie? Was ist mit ihren Leben, Kindern, Häusern und Autos?? Das ist so krank auf so vielen Ebenen!“

Ein anderer erklärte: „Fain ist zu sehr damit beschäftigt, mit Kamala [Harris] zu reden, als dass er sich um die Dakkota-Arbeiter kümmern könnte.“

Ein Arbeiter bei Ford Chicago erklärte zu den Aussagen der UAW-Vertreter, dass die Satzung der Gewerkschaft es den Arbeitern nicht erlaube, die Verarbeitung von Teilen aus Streikbruchproduktion abzulehnen: „Das finde ich seltsam. Uns wird gesagt, wir dürfen bestimmte Dinge nicht tun, weil ,wir einen Vertrag unterschrieben haben‘. Während wir uns aber an die Bedingungen dieses ,unterzeichneten Vertrags‘ halten müssten, darf das Unternehmen, das den gleichen Vertrag unterschrieben hat, ihn täglich in vielerlei Hinsicht brechen und wird dafür nie zur Rechenschaft gezogen.“

Er fügte hinzu: „Wir als Mitglieder werden deutlich öfter zurückgehalten und belehrt, was wir nicht dürfen, als das Unternehmen. Wie kann es sein, dass man Leuten erzählt, sie haben die Macht... und wenn dann aber die Zeit kommt, diese Macht zu benutzen, sie immer machtlos dastehen und mit Einschränkungen zu kämpfen haben, die nur in eine Richtung durchgesetzt werden?“

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